Wieder tolle Renditen bei Photovoltaik: Stromverkauf ohne EEG

Der direkte Verkauf von Sonnenstrom an Nutzer im Gebäude entlastet die Stromkosten um zahlreiche Bestandteile. So können Photovoltaikanlagen trotz sinkender EEG-Vergütung heute wieder sehr interessante Renditen erwirtschaften.

Photovoltaikanlagen erzeugen den Sonnenstrom heute schon für Nettokosten von etwa 12 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) liegt in der gleichen Größenordnung, so dass Investoren allein mit dem EEG inzwischen nur noch kleine Renditen erwirtschaften können. Damit ist eine PV-Anlage zwar immer noch besser als ein Sparbuch, jedoch lassen sich nicht mehr die Renditen erzielen wie früher. Oder?

Immer wieder ist vom „Eigenverbrauch“ oder „Direktverkauf“ die Rede, dem Patentrezept für wirtschaftliche Sonnenkraftwerke. Dieser Direktverkauf macht sich eine einmalige Eigenschaft der Photovoltaik zunutze: Der Strom wird genau dort produziert, wo er auch gebraucht wird. Eine Nutzung des Netzes ist nicht nötig.

Das ist wichtig, denn in Deutschland machen Erzeugung und Vertrieb der Energie nur ca. 8,2 Cent pro kWh aus (s. Tabelle). Der größte Teil des Strompreises sind Abgaben (in der Tabelle blau hervorgehoben) und Gebühren für die Netznutzung. Sie summieren sich auf knapp 21,5 Cent/kWh.

 

Netzstrom*

PV-Strom

Erzeugung, Vertrieb

8,240

14,76**

Netznutzungsentgelte

6,040

 

EEG-Umlage

6,240

6,240

(Verringerung der EEG Umlage gem. Grünstromprivileg)

 

-2,000

Stromsteuer

2,050

 

Konzessionsabgaben

1,790

 

Umlage nach § 19 StromNEV

0,330

 

Offshore-Haftungsumlage

0,250

 

KWK-Umlage

0,126

 

Summe netto

25,105

19,000

Umsatzsteuer

4,770

3,610

Summe brutto

29,875

24,086

*) Zu beachten ist, dass die in der Spalte „Netzstrom“ aufgeführten Werte Verbraucherpreise sind. Einkaufspreise für Gewerbe oder Kommulen liegen i.d.R. darunter.

**) Die beispielhaften Erlöse für den Anlageneigentümer sind eine Zielgröße, d.h. der Verein wirkt auf solche Werte hin, sie ergeben sich jedoch erst aus den jeweiligen Verhandlungen mit dem Nutzer des Stroms vor Ort, die noch nicht abgeschlossen sind.

Bei Photovoltaikanlagen, die direkt vom Dach an den Verbraucher liefern ohne das öffentliche Stromnetz zu verwenden, entfallen Netzumlage, Konzessionsabgabe, § 19-, KWK- und Offshore-Umlage. Ebenfalls entfällt die Stromsteuer, da man nicht über das Versorgungsnetz liefert. Widersinnigerweise müssen Nutzer von Photovoltaikstrom aber die EEG-Umlage entrichten. Diese wird jedoch um das sog. Grünstromprivileg von 2 Cent/kWh gekürzt, das seperat beantragt werden muss. In der Summe wird PV-Strom deshalb nur mit rund 4 Cent/kWh netto zusätzlich belastet.

Kann man also den zeitgleich erzeugten und verbrauchten Strom direkt vom Dach liefern, lassen sich große Teile der Belastungen für Erzeuger und Verbraucher vermeiden. Könnte man sich mit dem Verbraucher z.B. auf einen Strompreis von 19 ct/kWh (netto) einigen, würde die Lieferung von PV-Strom vom Dach die Einkaufskosten für ihn um bis zu 6,1 Cent/kWh verringern. Gleichzeitig könnte der Eigentümer der Anlage 14,76 Cent/kWh statt 12 Cent/kWh (EEG) erlösen (s. Tabelle oben). Abzüglich des Mehraufwands bei der Abrechnung bliebe so wieder eine gute Rendite:


Rechenbeispiel:

 

 

 

Wenn 2/3 des erzeugten Stroms direkt verbraucht werden, verbleibt 1/3 zur Abrechnung über das EEG (s. Berechnung rechts). Das ergibt einen gemittelten Vergütungssatz von 13,84 Cent (s. Berechnung).

Damit erlöst man mit einer Anlage von einem Kilowatt peak bei einer Ernte von 950 kWh pro Jahr 130 Euro jährlich. Kostet die Anlage 1.300 Euro ergibt sich eine Umlaufrendite von 10,1% - das ist wieder so viel wie in den Hochzeiten der Photovoltaik in Deutschland.

Natürlich ist dies nur ein Beispiel, noch dazu ohne den Einfluss von Steuern  und sonstigen Kosten. Rechnen Sie einmal ihr eigenes Beispiel!


 

 

Die tatsächlichen Gegebenheiten können ganz anders sein:

  • Eigennutzquoten von 90% bei Schulen, Betrieben oder Lebensmittelmärkten sind durchaus realisierbar.
  • Der Preis des Direktverkaufs steigt oft mit den allgemeinen Strompreisen. So erhöht sich dieser bei einer jährlichen Steigerung von nur 3,5% von 14,76 Cent heute auf über 29 Cent in 20 Jahren (s. Kurve). Das verdoppelt die Rendite am Ende der Laufzeit noch einmal!

Nicht verschweigen sollte man jedoch, dass mit der Erhöhung der Rendite auch das Risiko zunimmt. Bislang lag die einzige Unwägbarkeit in der Sonnenscheindauer. Jetzt geht es auch darum, wie viel Strom zeitgleich erzeugt und verbraucht werden kann.

Unabsehbar ist die Entwicklung der Strompreisbestandteile und ihrer Auswirkungen auf die Preisberechnung. Hier hat der Gesetzgebers durchaus Einfluss, der aber durch das Rückwirkungsverbot und den Schutz des Eigentums im Grundgesetz überschaubar bleibt. Natürlich spielen auch Erzeugerpreisänderungen nach oben oder unten eine Rolle.

Fazit: Eine Investition in Photovoltaik ist nicht mehr so sicher wie früher. Sie kann jedoch lukrativer sein denn je, da man jetzt an der allgemeinen Preissteigerung teilnimmt. Und die garantierte EEG-Vergütung ist als „Netz“ für den Fall des Falles wirksam.

Dieser Lebensmittelmarkt braucht jährlich über eine halbe Million Kilowattstunden Strom - besonders tagsüber.

Diese Preisbestandteile entfallen beim Direktverkauf.