Neues EEG 2021

Die Bundesregierung hat den Entwurf für ein neues Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorgelegt. Der Ökostrom-Anteil soll bis 2030 auf 65 Prozent steigen. Ist das ambitioniert genug?

Der Ökostrom-Anteil in Deutschland liegt inzwischen bei deutlich über 40 Prozent. Zwei Jahrzehnte nach dem ersten EEG arbeitet die Groko an einer EEG-Novelle, die den zuletzt eingebrochenen Zubau an Erneuerbaren wieder steigern soll. Das Gesetz soll noch im September verabschiedet werden, das Inkrafttreten ist für den 1. Januar 2021 geplant.

Beim Solarstrom soll sich die installierte Leistung bis 2030 verdoppeln, bei der Windkraft soll sie um rund ein Drittel wachsen. Zudem wird festgelegt: „Im EEG 2021 wird das Ziel verankert, dass der gesamte Strom in Deutschland 2050 treibhausgasneutral ist.“

Die Solarenergie soll einen jährlichen Zubau von 4,6 bis 5,6 Gigawatt (GW) erreichen. Die aktuelle Zubaurate von rund vier GW (2019) würde im neuen Jahrzehnt also etwas übertroffen. Neu beim Solarstrom ist, dass nun auch große Dachanlagen auf Gewerbedächern wie bisher schon die Freiflächenanlagen ausgeschrieben werden sollen. Für kleinere PV-Anlagen wird es laut dem Entwurf weiterhin eine Festvergütung geben.

Das Echo auf den neuen Entwurf fällt kritisch aus, zu oft schon haben EEG-Novellen enttäuscht. Grüne, Linke und Umweltverbände halten die Pläne für viel zu wenig ambitioniert. Die Ökopartei moniert „viel Kleinkram, zusätzliche Bürokratie und Tricksereien“.

Der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) sieht in der EEG-Novelle eine Gefährdung der bei ihm organisierten Energiegenossenschaften. Die Absenkung der Ausschreibungspflicht für Solarstromdachanlagen mit einer installierten Leistung unter 750 Kilowatt – bis zum Jahr 2025 ist ein stufenweises Absinken bis auf 100 Kilowatt vorgesehen – werde die weitere Geschäftstätigkeit massiv behindern.

Auch die Erneuerbaren-Branche hält eine deutlich ambitionierte Gangart für nötig und machbar, besonders beim Ausbau der Photovoltaik. Ihr Verband BEE fordert einen jährlichen Zubau von zehn Gigawatt. Bei der Onshore-Windkraft ist man nicht so weit auseinander. Der BEE fordert 4,7 GW gegenüber vier GW im Entwurf.

An ganz andere Dimensionen denkt der Energieexperte Hans-Josef Fell, einer der „Väter“ des ersten EEG. Er fordert angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise bis 2030 eine Umstellung des Energiesystems auf 100 Prozent Erneuerbare. Dafür sei ein jährlicher Zubau von acht GW Windkraft und 26 GW Solarenergie nötig, plus Erweiterungen bei Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie.

Allein die Kraft der Sonne sorgte dafür, dass 2019 fast 30 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Doch viel mehr ist nötig und auch möglich, ob das neue EEG dazu genug beitragen kann, scheint fraglich.