Wasserstoff – Stoff der Energiezukunft?

Wasserstoff kann eine wichtige Rolle für die Energiewende spielen, wichtig sind aber die richtigen Weichenstellungen für seine Herstellung.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) empfiehlt, alle Anstrengungen auf den Markthochlauf von grünem Wasserstoff aus Wind und Sonne zu konzentrieren. Auch übergangsweise sollte die Politik nicht auf fossil erzeugten Wasserstoff setzen. Doch dazu müssten die Wind- und Sonnenenergie in Deutschland massiv ausgebaut werden.

Die Regierungskoalition hat sich lediglich auf höhere Ausbauziele für 2022 einigen können. Die Ausschreibungsmengen bei der Photovoltaik sollen um zusätzliche 4,1 Gigawatt (GW) angehoben werden, bei der Windkraft an Land sollen sie um 1,1 GW steigen. Das sei viel zu wenig, wie Experten mahnen. Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme: „Für wirksamen Klimaschutz brauchen wir mindestens 20 GW Photovoltaik und 7,5 GW Windkraft pro Jahr.“

Laut SRU drohen falsche Weichenstellungen: Derzeit werde diskutiert, massiv in Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen zu investieren. Die Herstellung verursache jedoch signifikante Treibhausgasemissionen – auch wenn Wasserstoff aus Erdgas in Kombination mit einer CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS) hergestellt werde.

Das Thema CCS ist eigentlich seit Jahren vom Tisch, denn es bestehen erhebliche Umwelt- und Gesundheitsrisiken. „Damit würde in Technologien und Infrastrukturen investiert, die in einer treibhausgasfreien und umweltfreundlichen Wirtschaft keinen Platz mehr haben“, sagt Prof. Claudia Kemfert, stellvertretende Vorsitzende des SRU. „Statt teurer Brückentechnologien brauchen wir Investitionen in die Zukunft.“

Kemfert: „Eine zweite Fehlentwicklung droht bei der Nutzung von Wasserstoff: Nicht überall, wo grüner Wasserstoff und synthetische Energieträger eingesetzt werden könnten, ist dies ökonomisch und ökologisch sinnvoll.“ Wenn grüner Strom direkt genutzt werden kann, wie durch E-Autos oder Wärmepumpen, ist das in der Regel preiswerter und umweltfreundlicher. Sinnvoll wäre es, den Wasserstoff in Teilen der Industrie und im Schiffs- und Flugverkehr einzusetzen.

Auch fehlen langfristige Pläne, kritisiert der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). „Die Kernaufgabe, um die neu festgelegten Klimaschutzziele zu erreichen, ist die Festlegung ambitionierter Ausbaupfade für die erneuerbaren Technologien bis zum Jahr 2030“, so BEE-Präsidentin Simone Peter. Die Verschiebung dieser Aufgabe in die nächste Legislaturperiode werde der Schlüsselrolle der erneuerbaren Energien als Klimaschützer Nummer Eins nicht gerecht.


Weitere Informationen:

https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2020_2024/2021_06_stellungnahme_wasserstoff_im_klimaschutz.html;jsessionid=E72BF41D8E5F4FB52D417A2D18F95045.2_cid331

Wasserstoff zu importieren ist keine gute Lösung - wir müssen ihn mit sauberem Strom selbst produzieren.