Was macht den Strom teuer?

Atomausstieg? Zu wenig Zubau bei den erneuerbaren Energien? So einfach ist die Sache nicht, ein entscheidendes Element wird in der Diskussion oft vernachlässigt.

Strom ist in Deutschland sehr teuer. In Europa zahlten Eurostat zufolge Haushalte mit einem Verbrauch von 2500 bis 4999 Kilowattstunden (kWh) im ersten Halbjahr 2023 nur die Niederländer, Liechtensteiner, Belgier und Rumänen noch mehr.

Im internationalen Vergleich bleibt Strom in Deutschland auch vergleichsweise teuer. In den USA zahlten Verbraucher beispielsweise im vergangenen Dezember nur rund 17 Cent, in Japan sogar noch weniger. Alle Vergleiche hinken allerdings, denn der Strompreis setzt sich in verschiedenen Ländern höchst unterschiedlich zusammen.

Im vergangenen Sommer machten in Deutschland Strom-Beschaffung und -Vertrieb nur rund die Hälfte des Preises aus. Mehr als ein Viertel waren Steuern, Abgaben und Umlagen, rund ein Fünftel Netzentgelte.

Vor einem Jahr kostete eine kWh an der Strombörse rund 11,8 Cent, im vergangenen Dezember weniger als 7 Cent. An dem Abwärtstrend hat auch der endgültige Atomausstieg nichts geändert, mehr als ein kurzer Ausschlag am finalen Ausstiegstag 15. April ist in der Statistik nicht zu erkennen.

Laut dem Statistischen Bundesamt trug die Verbrennung von Gas im dritten Quartal 2023 fast 13 Prozent zur Stromerzeugung bei, im Vorjahreszeitraum waren es knapp 10 Prozent. Deutschland hat im 2023 weniger Kohle verstromt, der Beitrag ging von etwa 36 deutlich auf rund 24 Prozent zurück. Der Anteil der erneuerbaren Energien stieg von knapp 44 auf 60 Prozent kräftig an.

Aktuell steigen die Preise an der Strombörse wieder an, was zu dieser Jahreszeit und der entsprechenden Witterung üblich ist. Wie gut oder schlecht die Ausbeute der Erneuerbaren in Deutschland und anderen europäischen Ländern derzeit ist, kann man mit der Stromampel-App des Fraunhofer ISE feststellen. Mit einem bundesweiten Anteil am Strommix von lediglich 24 Prozent stand die Ampel am 18. Januar um 15 Uhr auf Rot. Auch der tagesaktuelle Börsenstrompreis kann in der App abgelesen werden.

Dass die Rechnungen für deutsche Endkunden voraussichtlich 2024 wieder deutlich höher ausfallen werden, hat eine andere Ursache. Dabei handelt es sich um die Netzentgelte, die 2023 schon mehr als 20 Prozent des Strompreises ausmachten. Betroffen sind vor allem Haushalte, die fast dreimal mehr zahlen als Industrieverbraucher. Bisher schoss die Bundesregierung zur Entlastung insgesamt 5,5 Milliarden Euro zu. Diese Subventionen sind nun gestrichen, wodurch Netzbetreiber die Entgelte von derzeit durchschnittlich 3,12 auf 6,42 Cent pro Kilowattstunde zum 1. Januar mehr als verdoppelten.

Bei PV-Anlagen Netzgebühren sparen

Bei den Bürgersonnenkraftwerken des Vereins kann Sonnenstrom direkt an die Gebäudenutzer verkauft werden, ohne Netze zu benutzen. Das erspart die Netzentgelte. Wer beim Strom sparen und kein Geld investieren will, sollte sein Dach an den Verein zur Nutzung durch ein Sonnenkraftwerk vergeben.