Unerschöpfliche Energie

Die Erneuerbaren könnten schon bald die ganze Welt vollständig mit Energie versorgen und alle fossilen Brennstoffe ersetzen.

Enorme Kostensenkungen bei Solar- und Windenergie haben Energiequellen erschlossen, die weit mehr als 100mal den Weltbedarf decken könnten. Und die Erneuerbaren sind im Vergleich zu fossilen Brennstoffen bereits wirtschaftlich, so ein am 23.04.2021 veröffentlichter Bericht der Denkfabrik Carbon Tracker unter dem Titel „The Sky’s the Limit“.

Mehr dazu:

https://carbontracker.org/solar-and-wind-can-meet-world-energy-demand-100-times-over-renewables/

Kingsmill Bond, Energiestratege von Carbon Tracker und Hauptautor des Berichts: „Wir treten in eine neue Epoche ein, vergleichbar mit der industriellen Revolution. Energie wird im Preis sinken und für Millionen Menschen mehr verfügbar werden, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen. Die Geopolitik wird sich verändern, weil die Nationen Kohle, Öl und Gas nicht mehr teuer importieren müssen.“ 80% der Menschheit lebt in Ländern, die fossile Brennstoffe importieren. Erneuerbare Energien bieten die Chance, Kosten zu senken, lokale Arbeitsplätze zu schaffen und die Energieabhängigkeit zu beseitigen.

„Die Welt muss nicht die gesamten erneuerbaren Ressourcen ausschöpfen – nur 1% reicht aus, um den gesamten Verbrauch fossiler Brennstoffe zu ersetzen“, so Co-Autor Harry Benham, Vorsitzender des Thinktanks Ember-Climate. Derzeit heizen wir die Klimakrise an, indem wir Millionen Jahre fossilen Sonnenscheins in Kohle, Öl und Gas verbrennen, aber nur 0,01% der täglichen Sonneneinstrahlung nutzen.

2019 verbrauchte die Welt 65 Petawattstunden (PWh = 1 Mio. GWh) Energie*. Mit der aktuellen Technologie könnten jährlich mehr als 5.800 PWh allein aus Photovoltaik gewonnen werden** – so viel Strom, wie durch die Verbrennung aller bekannten fossilen Brennstoffreserven in einem Jahr. 2019 erzeugte die Solarenergie weltweit nur 0,7 PWh und die Windkraft 1,4 PWh.

Um den globalen Energiebedarf zu decken, würden Solarenergieanlagen nur 0,3% der Landfläche beanspruchen, weniger als die Fläche, die von fossilen Brennstoffen eingenommen wird. Das größte Ölfeld der Welt, Ghawar in Saudi-Arabien (8.400 Quadratkilometer), produziert das Äquivalent von 0,9 PWh pro Jahr. Solarmodule auf der gleichen Fläche würden im globalen Durchschnitt 1,2 PWh pro Jahr erzeugen (und 1,6 PWh im sehr sonnigen Saudi-Arabien).

Die Studie stellt fest, dass die Chancen in den Schwellenländern am größten sind, die das höchste Solar- und Windpotenzial im Verhältnis zu ihrer Binnennachfrage haben. Billige erneuerbare Energien bieten hier einen Weg, mehr Menschen mit Strom zu versorgen und neue Industrien, Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen. Afrika verfügt über 39% des weltweiten Potenzials und könnte eine Supermacht der erneuerbaren Energien werden.

Die Finanzmärkte erkennen die Chance: Im Jahr 2020 haben Unternehmen aus dem Bereich der sauberen Energien zum ersten Mal mehr Geld durch Börsengänge eingenommen als Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe. „The Sky’s the Limit“ sagt, dass das Haupthindernis für einen raschen Wandel jetzt die Politik ist. Doch das Wachstum wird sich fortsetzen, da immer mehr Länder das Potenzial der erneuerbaren Energien erkennen, die Chancen sind riesig.

 

                                                                                                                                                                     

* Der weltweite Energieverbrauch betrug 2019 laut BP 584 Exajoule, was 162 Petawattstunden (PWh) Primärenergie oder 65 PWh elektrischer Energie entspricht, wenn man die thermodynamischen Verluste berücksichtigt.

** Das Solarenergie-Beratungsunternehmen Solargis hat errechnet, dass ohne Beeinträchtigung von Städten, Anbauflächen, Wäldern oder Naturschutzgebieten und unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Erzeugung in den sonnenärmsten Monaten mit heutiger Technologie mindestens 5.800 PWh pro Jahr gewonnen werden können: “Global photovoltaic power potential by country”, Solargis for the World Bank, 2020.