Saubere Revolution 2030

Wie disruptive Technologien und Geschäftsmodelle fossile Energien und Verbrennungsmotoren verdrängen – und das schneller und brutaler, als vielen lieb ist. Christian Quast hat die deutsche Übersetzung des Disruptions-Spezialisten Tony Seba für Sie gelesen.

Beim Lesen dieses Sachbuchs laufen einem ständig Schauer den Rücken hinunter. Für mich, der schon mit Lochstreifen Datenverarbeitung getrieben hat und als Wirtschaftswissenschaftler immer schon fasziniert war von der Geschwindigkeit, mit der die Informationsverarbeitung ganze Branchen ausgelöscht und völlig neue Unternehmensriesen hervorgebracht hat, immer dann, wenn sich die Parallelen auftun zwischen der Entwicklung der EDV und dem was uns jetzt bevorsteht: Der Disruption (Englisch: to disrupt, „unterbrechen“) im Energie- und Verkehrssektor.

Tony Seba, selbst Wirtschaftswissenschaftler und Professor in Stanford, Kalifornien, beweist klar, dass Kohle, Uran, Erdöl und Erdgas am Ende sind. Er sagt voraus, dass diese Disruption bis 2030 im Wesentlichen abgeschlossen sein wird. Gleiches gilt für den Verbrennungsmotor. Der Grund ist nicht, dass es dann kein Öl, Gas oder Benzin mehr gibt. Sondern, dass diese einfach nicht mithalten können, in einer Welt von Null-Grenzkosten für Transport und Energie.

Das Automobil hat sich nicht aus Mangel an Pferden durchgesetzt. Die Steinzeit ist auch nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen.

Seine Argumentation ist ganz einfach: Fossile Technologien werden immer teurer, solar-elektrische immer billiger. Irgendwann rechnen sich die fossilen Technologien einfach nicht mehr.

Dafür gibt es zwei Gründe:

Die Lernkurve

Bei klassischen Technologien, die seit rund hundert Jahren entwickelt und verbessert werden, sind keine nennenswerten Kosteneinsparungen mehr möglich – man hat ja hundert Jahre daran gearbeitet. Anders bei den Erneuerbaren: Wie bei der Halbleiterindustrie „lernen“ die Hersteller. Je mehr sie produziert haben, um so günstiger werden die Produkte („Economies of Scale“). Diese Lernkurve kann man berechnen. Sie liegt bei Halbleitern etwa beim Faktor 1,41. Das heißt: Rechner, Mobiltelefone etc. werden jährlich etwa 41% leistungsfähiger.

Solaranlagen sind von 1970 bis 2014 um den Faktor 154 günstiger geworden, d.h. sie kosten heute noch 0,65 % von damals. In der gleichen Zeit hat sich der Preis für Kohle mehr als verfünffacht, für Öl sogar verdreihundertfacht. Das kann nicht gut gehen für die Fossilen. Denn auf der Lernkurve fährt die Photovoltaik weiter herunter auf der Erfahrungskostenkurve. Heute können große PV-Anlagen Strom in Deutschland bereits für 5-6 Cent erzeugen, billiger als Atom oder Kohle. Und täglich steigt der Vorteil der Erneuerbaren.

Null-Grenzkosten

Grenzkosten nennt man in der Betriebswirtschaftslehre die Kosten, die entstehen, wenn man eine Einheit mehr produziert. Für die Produktion eines zusätzlichen Liters Bier bräuchte man z.B. ein bisschen mehr Wasser, Hefe, Malz und Hopfen. Ein Kohlekraftwerk bräuchte eine zusätzliche Einheit Kohle. Die Grenzkosten eines Kohlekraftwerks bestehen also in den Kosten der Kohle.

Erneuerbare Energienhaben keine Grenzkosten. Sie haben die Grenzkosten Null. Je größer die Menge, um so günstiger werden die Kosten im Vergleich zu Kohle. Oder plastisch ausgedrückt: In ein Kohlekraftwerk fährt jeden Tag ein Güterzug hinein, beladen mit Kohle. Das kostet. Auf eine PV-Anlage scheint jeden Tag die Sonne. Das kostet nichts.

Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Erneuerbare die Fossilen überholen. Und dann kommt ein wirtschaftlicher Teufelskreis in Gang: Wer investiert noch in ein Geschäftsmodell, das Verluste macht? Die Banken ziehen ihre Finanzmittel ab, Kredite für die Fossilen werden teurer. Das erhöht die Kosten. Mehr Finanzmittel werden abgezogen usw. usw.

Tony Seba prognostiziert den Untergang der Fossilen bis 2030. Es wird alles ganz schnell gehen, aber nicht schmerzlos. Die Fossilen werden sich wehren, mit Beißen und Kratzen. Sie werden ihre jahrhunderte alten Lobbys mit der Politik bemühen, den Gegner mit Gesetzen bekämpfen und Subventionen für ihr altes Geschäftsmodell durchsetzen (Als Politiker wird man dafür in Deutschland übrigens mit einem lukrativen Aufsichtsratsposten belohnt, denn in Deutschland ist Korruption auf diese Weise legal). Aber es wird ihnen nichts nützen, nur ihren Tod ein wenig herauszögern.

Mobilität

Ähnliches wird der Automobilindustrie ergehen. Das Elektroauto ist einfach um den Faktor zehn energieeffizienter. Und um einen ähnlichen Faktor reparaturfreundlicher. Spätestens 2025 wird ein E-Fahrzeug billiger sein als ein Verbrenner.

Heutige Autos werden im Schnitt nur eine Stunde am Tag gefahren. Das autonome, selbstfahrende Auto wird Sie abholen und nach Hause bringen. Es steht immer eines vor der Tür, wenn Sie los müssen. Brauchen Sie dann wirklich noch ein eigenes Auto? Oder würden Sie sich 90% der Kosten sparen wollen, indem Sie das Auto als einen „Service“ mieten, statt kaufen? Ein Marktzusammenbruch für die Automobilindustrie um 90% steht bevor. Bis 2030 ist das größtenteils passiert, so Seba.

Fazit:

Sebas Prognosen werden eintreten. Schnallen wir uns an, denn es wird unser aller Leben verändern. Mehr als das Smartphone. Mehr als Computer. Wer genau wissen will wie, sollte dieses Buch lesen.

Vielen Dank an dieser Stelle unserem Freund Daniel Bannasch, der mit seinem Verein Metropol Solar auf eigene Rechnung und völlig unabhängig von einem Verlag das Buch übersetzt und die deutsche Ausgabe herausgebracht hat.

Hier kann das Buch direkt bei Metropol Solar bestellt werden:blog.metropolsolar.de

Drei Exemplare möchte ich an die Leser verschenken. Bitte senden Sie eine E-Mail an christian.quast@sonneninitiative.de. Bitte geben Sie „Saubere Revolution 2030“ in den Betreff ein. Die ersten drei E-Mails gewinnen!

Ich wünsche allen disruptiven Jahreswechsel,
Christian Quast

Christian Quast stellt DAS Buch zur Disruption vor.

Tony Seba im Gespräch mit Daniel Bannasch in Paris (© Bannasch).