PV wurde stark unterschätzt

Photovoltaik kann künftig weltweit viel mehr zur Stromversorgung beitragen, als bislang Experten und sogar Solar-Optimisten vermutet haben.

Photovoltaik in Deutschland sei „wie Ananas züchten in Alaska“, sagte noch Anfang 2012 der Chef des Energiekonzerns RWE, Jürgen Großmann. Inzwischen liegt in Deutschland der Anteil des Sonnenstroms bei über 7 Prozent, im Mai war die Produktion gleichauf mit Atomstrom. Vor allem die Investitionen privater Bürger in Photovoltaik haben das geschafft: „Ananas in Alaska“, geht doch!

Auch Angela Merkel hat in ihrer Zeit als Umweltministerin darauf hingewiesen, dass der Anteil des Solarstroms in Deutschland nie höher als 1 Prozent sein könne. Photovoltaik wurde jahrelang kleingeredet.

Eine neue Studie (unter Leitung des MCC, Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) zeigt nun, dass Besitzer von PV-Anlagen schlauer waren als manch Energiekonzernchef, Politiker oder Wissenschaftler. Herzlichen Glückwunsch, liebe Teilnehmer an Bürgersonnenkraftwerken!

2050 könnte der Anteil von Photovoltaik an der weltweiten Stromversorgung mehr als dreimal so groß sein wie bislang angenommen: statt 5 bis 17 Prozent eher 30 bis 50 Prozent. Das Potenzial der Solarenergie werde vom Weltklimarat IPCC erheblich unterschätzt (zur Studie >>hier).

Zurzeit sinkt der Preis von Solarmodulen jedes Mal um mehr als 20 Prozent, sobald sich die produzierte Gesamtmenge verdoppelt hat. Damit wird Solarstrom immer günstiger, je länger der PV-Ausbau anhält.

„Um die Möglichkeiten der Solaranergie voll auszuschöpfen, sollten die Industrieländer – vor allem die G20 – jetzt die Regularien für die Elektrizitätsmärkte modernisieren und Technologien für neue Speichermethoden fördern“, sagt Felix Creutzig, Hauptautor der Studie.

„Unsere Studie zeigt: Mit realistischen Annahmen wird die Photovoltaik weltweit die wichtigste Stromquelle werden – zumindest, wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen und auf die günstigen Technologien setzen“, sagt Jan Christoph Goldschmidt vom Fraunhofer Institut ISE, das ebenso wie Forscher von der Universität Wisconsin an der Studie mitgearbeitet hat.

Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, weist anlässlich der Veröffentlichung der Studie erneut darauf hin, dass Deutschland für eine erfolgreiche Energiewende in allen Sektoren sowie seine Klimaschutzziele eine installierte Photovoltaik-Leistung von 400 Gigawatt braucht. Daher müsse der jährliche Photovoltaik-Zubau hierzulande auf 15 Gigawatt erhöht und nicht bei 2,5 Gigawatt gedeckelt werden. Diese Forderung richtet Quaschning seit Jahren an die Bundesregierung.