PV-Industrie wieder in Deutschland?

Vom Silizium bis zum fertigen Solarmodul – ein deutsches Firmenkonsortium plant, eine große Photovoltaik-Produktion aufzubauen.

Bis vor zehn Jahren war Deutschland globaler Marktführer in der Solarindustrie, dann kam der Einbruch aufgrund von Förderkürzungen durch die Merkel-Regierungen und die chinesische Dumping-Konkurrenz. Derzeit stammen über 90 Prozent der hierzulande installierten Solarkomponenten aus ausländischer Produktion, vor allem aus China.

Es soll einen Wiedereinstieg im großen Stil geben.

Drei Unternehmen wollen in einem Konsortium in Ostdeutschland eine Solarproduktion mit einer Leistung von 5 Gigawatt jährlich hochziehen, wie die daran beteiligte Chemnitzer Heckert Solar GmbH mitteilte. Die beiden anderen beteiligten Firmen sind Wattkraft Systems aus Hannover und Interfloat Corporation, Tschernitz (Brandenburg).

Die Firmen planen eine integrierte Wertschöpfungskette vom Grundstoff Silizium bis zum fertigen Solarmodul aufzubauen. Damit soll eine größere Unabhängigkeit von globalen Anbietern erreicht werden. Die neuen Module sollen zur „Oberklasse“ mit hohem Wirkungsgrad zählen und fortgeschrittene Solarzellen-Technologien nutzen. Die Produktion werde „konkurrenzfähig“ und „nachhaltig“ sein, versprechen die Unternehmen.

Das Konsortium will mehr als zwei Milliarden Euro investieren, die in drei Standorte fließen sollen. Das Silizium und die Solarzellen sollen in Frankfurt/Oder gefertigt werden, das Solarglas in Tschernitz und die montagefähigen Module im thüringischen Langenwetzendorf.

Eine gute Chance dürfte das Projekt haben, weil es von den drei Firmen als „Leuchtturmprojekt“ beim Bundeswirtschaftsministerium eingereicht wurde. Das Ministerium plant für Unternehmen, die in Deutschland Solarproduktionen auf- oder ausbauen wollen, eine neue Förderung. Im Juni hat es dazu ein „Interessenbekundungsverfahren“ gestartet, auf das das Konsortium nun eingestiegen ist.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht die Photovoltaik als „zentrale Transformationstechnologie“, für die es Fertigungskapazitäten in Deutschland und Europa geben müsse. Habeck: „Das ist nicht nur eine Frage der ökonomischen Vernunft, sondern auch eine Frage der Wirtschaftssicherheit.“ Sein Ministerium nutzt den neuen Beihilferahmen der EU, der staatliche Investitionskostenförderungen unter anderem für die Solarindustrie ermöglicht – eine Reaktion auf das 370 Milliarden Dollar schwere US-Förderprogramm „Inflation Reduction Act“, mit dem die Biden-Regierung die Ansiedlung von modernen Industrien fördert.

Das Projekt des Solar-Trios ist ein neuer Lichtblick, nachdem sich die Hoffnung zerschlagen hatte, der Solarhersteller Meyer-Burger werde seine Produktion in Deutschland kräftig hochfahren. Meyer Burger, mit Hauptsitz in der Schweiz, ist derzeit das einzige Unternehmen, das in Europa nicht nur Solarmodule montiert, sondern auch die Zellen als Grundbausteine dafür herstellt. Es hatte 2021 in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt eine neue Solarzellen-Fertigung hochgezogen, die allerdings mit jährlich 0,4 Gigawatt relativ klein ist. Das Unternehmen entschied sich, aufgrund des US-Programms seine neue Fabrik im US-Staat Colorado zu bauen.

Drei Firmen planen den großen Einstieg in die PV-Industrie

Können bald wieder deutsche Module verbaut werden?