Konzerne setzen auf Erneuerbare

Stromkonzerne, Fonds und Banken investieren immer mehr in erneuerbare Energien. Die Bürgerenergie verliert im Vergleich an Boden.

Bis zum Jahr 2000 war die Energieproduktion die Domäne der großen Stromkonzerne. Das änderte sich mit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Solar-, Windkraft- und Biogasanlagen wurden häufig von Privatleuten, Landwirten und Genossenschaften gebaut.

Vor zehn Jahren lag mehr als die Hälfte der installierten Leistung in der Hand von Privatleuten. Heute beträgt ihr Anteil noch rund 40 Prozent, wie aus einer Studie des Instituts trend:research für die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hervorgeht. Stromversorger, insbesondere EnBW, RWE und Vattenfall sowie multinationale Unternehmen, engagieren sich nun deutlich stärker.

2019 waren sie für knapp ein Drittel des Zubaus verantwortlich, 2016 waren es erst 22 Prozent. Dabei macht sich laut AEE bemerkbar, dass der Anteil der sehr investitionsintensiven Offshore-Windkraft steigt, während der Ausbau der Windenergie an Land, lange eine Domäne der Bürgerenergie, fast zum Erliegen gekommen ist.

Die Nachfrage nach Solaranlagen zieht derweil wieder an. Sie sind für Privatleute, Landwirte und fürs Gewerbe besonders interessant. Beteiligungsmöglichkeiten gibt es z.B. bei Bürgersonnenkraftwerken, die ihren Strom über die EEG-Vergütung und/oder die Direktvermarktung liefern können.

Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer sagte 2015: „Für mich ist einer der großen Vorteile der Energiewende, dass wir einen Demokratisierungsprozess unter den Investoren bekommen haben.“ Die Finanzierung der Energiewende sei seit der EEG-Einführung vornehmlich eine Aufgabe der Sparkassen und Volksbanken gewesen. „Es gibt eine völlig andere Investorenstruktur, und eine Demokratie wie die unsere braucht dringlich solche Bereiche, wo die Menschen mitmachen können.“

AEE-Geschäftsführer Robert Brandt sagt: „Die Investitions- und Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger ist für die Akzeptanz des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien unverzichtbar.“ Zu Beginn der Energiewende seien sie es gewesen, die die wirtschaftlichen Chancen der Öko-Energien erkannten. Dass sich nun auch finanzkräftige Investoren mehr für eine klimaschonende Energieerzeugung engagieren, sei erfreulich. Die Bürgerenergie müsse aber „unbedingt weiter ihren Platz beim Fortgang der Energiewende finden.“

Wegen des steigenden Ökostrombedarfs wird erwartet, dass die Regierung im Frühjahr die Erneuerbaren-Ausbauziele für 2030 anhebt. Um sie erreichen zu können, braucht es aber mehr Zubau von Anlagen in allen Größenklassen, eben auch von Solar-Dachanlagen und Windkraft an Land. Dafür müssen die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, Bürgerenergie braucht wieder mehr Raum.