Kommunen und Energiewirtschaft treffen sich beim Zukunftsforum

Am Mittwoch und Donnerstag, 27. u. 28. September 2023, fand wieder das Branchentreffen in Kassel statt. Der Verein war mit einem Stand dabei. Fazit: Die Branche ist gut gelaunt, aber teilweise verunsichert.

Besonders schön war es, die alten Mitstreiter:innen wieder zu treffen, die zusammen mit dem Verein vor zwei Jahrzehnten die Energiewende angestoßen haben. Was ist aus ihnen geworden? Wie haben sie die Corona-Zeit überstanden? Wie kommen sie voran mit ihren selbst gesteckten Zielen?

Stimmung: von leicht verunsichert bis euphorisch

Generell war die Stimmung gut, streckenweise sogar euphorisch. Man hat den Eindruck, es kommt wieder eine Aufbruchstimmung auf, so wie in der Mitte der Nuller Jahre. Wir hoffen, dass der Funke auch in die Bevölkerung überspringt. Dennoch haben viele aus Wind-, Solar- oder Biomassebranche zu kämpfen, denn vieles befindet sich im Umbruch.

Anfragen statt Aufträge

Nachdem 15 Jahre Stillstand und die Corona-Lähmung samt Lieferkettenproblematik überwunden waren, wurde es nämlich für viele hektisch: Die kriegsinduzierte Energiekrise holte Politik und Menschen aus ihrem Dornröschenschlaf. Die Beantwortung von Anfrage war plötzlich Hauptaufgabe für Projektierer, Berater und Spezialisten. An Abarbeiten war kaum zu denken. Dann kamen die Gesetzesnovellen: Steuerrecht und EEG wurden geändert und sorgten trotz positiver Intention erst einmal für Unsicherheit. 15 Jahre ausbalancierte Geschäftsmodelle kamen in Schwingung, jetzt entstehen neue Ideen und alte müssen aufgegeben werden.

Hürde für Dachanlagen: Zinsrallye

Doch nichts hat für mehr Wirbel gesorgt als die Zinsrallye der Europäischen Zentralbank. Lagen die Renditeerwartungen bei PV-Projekten noch bei 2-3%, addieren Investoren jetzt den Leitzins von 4,5% dazu. Das trifft besonders die Aufdachanlagen zwischen 40 kWp und 1 MWp, denn die Vergütungssätze sind vor der Zinsrallye festgelegt und nicht wie im Segment ausschreibungspflichtiger Anlagen >1 MWp nachgesteuert worden. Spezialisten für große Dächer haben deshalb momentan große Not und hoffen auf ein kurzfristiges Nachsteuern des Wirtschaftsministeriums.

Potenzialanalysen

Erfreulich, dass sich Dienstleister für Kommunen eines regelrechten Nachfragebooms ausgesetzt sehen. Klimaschutzpläne, Potenzialanalysen, Umweltgutachten aber auch Projektierung von Freiflächen oder großen Dachanlagen stehen hoch im Kurs. Hier sieht sich auch der Verein zurzeit einer starken Nachfrage ausgesetzt. Er beantwortet die Frage „Was passt eigentlich auf unsere Dächer“ mit PV-Potenzialanalysen. Sie sagen nicht nur, auf welches Dach wie viel PV passt, sondern auch: „Wie viel CO2 können wir einsparen“ und – oft noch wichtiger – „wie viel Geld können wir damit sparen?“ Viele Kommunen haben zurzeit solche Analysen beim Verein in Auftrag gegeben.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die alten Bekannten, die immer noch auf dem Zukunftsforum auftraten, haben sich etabliert. Sie freuen sich, die karge Zeit überstanden zu haben und haben sie genutzt ein Angebot zu schaffen, das jetzt dringend benötigt wird. Wenn jetzt die letzten Verunsicherungen in Form zu niedriger Vergütungssätze für Aufdach-PV oder Rechtsunsicherheiten der neuen Gesetzgebung aus der Welt geschafft würden, könnte man alles in Ruhe abarbeiten. Wenn.

Wie immer: in Kassel. Neu: im Sommer.

Victor Wolf berät am Stand des Vereins.