Kombination Kohle, Banken, Versicherungen

Wir müssen endlich wieder ein Signal setzen: Das Innovations- und Technologieland Deutschland setzt verstärkt auf erneuerbare Energien und verabschiedet sich schnellstens von der Kohle. Das könnte als Blaupause für andere Länder, Banken und Versicherungen dienen!

Die derzeitige globale Kohle-Renaissance ist ein klimaschädliches Geschäftsmodell von vielen: Nicht nur von Kraftwerksbetreibern, sondern auch von Banken und Versicherungen, ohne die das Geschäftsmodell nicht funktionieren würde.

Seit Anfang 2016 haben weltweit 235 Geschäftsbanken den 120 führenden Entwicklern von Kohlekraftwerken Direktkredite über mehr als 101 Milliarden US-Dollar vergeben. Das ergab eine Studie von Urgewald und Banktrack, die von den beiden zivilgesellschaftlichen Organisationen auf dem Weltklimagipfel in Katowice vorgestellt wurde.

Die größten Kreditgeber sind demnach die japanischen Banken Mizuho Financial und Mitsubishi UFJ Financial mit 12,8 Milliarden und 9,9 Milliarden US-Dollar. Japanische Banken stellen das meiste Geld für neue Kohlekraftwerke bereit: 30 Prozent der Kredite. Deutsche Banken tauchen auch in der Liste der Kohlekraftwerks-Finanzierer auf: die Deutsche Bank auf Platz 17, die Bayern LB auf Platz 20, die Commerzbank auf Platz 26 und die Landesbank Hessen-Thüringen auf Platz 30.

Doch Unternehmen, die jetzt noch neue Kohlekraftwerke finanzieren und versichern, handeln unseriös. Denn ihren Kunden ist oft nicht klar, dass sie in künftige Investitionsruinen investieren.

Das Pariser Klima-Abkommen hat bislang nicht dazu geführt, dass die klimaschädliche Kohleverbrennung im globalen Maßstab an Bedeutung verliert. „In den drei Jahren seit Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens ist die weltweite Kohlekapazität um über 92.000 Megawatt gewachsen“, sagt Urgewald-Chefin Heffa Schücking. „Und Kohlekraftwerke mit über 670.000 Megawatt sind noch in der Planung.“

Die jetzt von Urgewald und Banktrack untersuchten Kohlekraftwerksentwickler haben in 59 Ländern 1.400 neue Anlagen auf den Reißbrettern: das entspricht 33 Prozent mehr Kohlestrom. Besonders Afrika ist ein begehrter neuer Markt für Kohlekraftwerke. Ein Kohlekraftwerk muss allerdings etwa 40 Jahre laufen, um sich nach den hohen Investitionskosten überhaupt zu rechnen.

Ein Land bindet sich also lange an die Technologie, wenn sie erstmal eingeführt ist. Oder nimmt schmerzhafte Ausstiegsprozesse in Kauf, wie sie nach dem Paris-Abkommen vorgesehen sind. Eine solche Perspektive verträgt sich nicht mit einer jahrzehntelangen Betriebsdauer von Kohlekraftwerken.

Die Studienautoren appellieren nun an die Banken. „Wenn Banken und Investoren ihre Finanzflüsse für die Entwickler von Kohlekraftwerken nicht rasch einstellen, wird es unmöglich sein, die Klimakrise in den Griff zu bekommen“, sagt Greig Aitken von Banktrack.

Ohne Geld keine neuen Kohlekraftwerke. Die australischen Umweltschützer vom Sunrise Project gehen ähnlich vor. Sie sagen: Ohne Versicherung erst recht keine neuen Kohlekraftwerke. Sunrise Project hat gerade einen Report vorgelegt, in dem sie 24 große Versicherer nach ihren Maßnahmen gegen Kohle und Klimawandel bewertet. Demnach ziehen sich Versicherer zunehmend von Kohleprojekten zurück. Bislang haben sieben der größten europäischen Versicherer ihre Leistungen für solche Vorhaben eingeschränkt.

Anders die neun bewerteten US-Versicherer: Konzerne wie AIG, Chubb, Liberty Mutual und Berkshire Hathaway verdienen weiterhin Geld mit der Kohle. Doch auch das, was sich die europäischen Unternehmen vorgenommen haben, ist nach Ansicht von Sunrise Project noch ausbaufähig: Sie operierten mit einer zu engen Definition von Kohleunternehmen, unter die nicht jeder fällt, der mit Kohle Geld verdient.

Machen wir also ernst mit dem schnellstmöglichen Umbau der Energiewirtschaft. Damit ärgern wir zwar einige Unternehmen, Banken, Versicherungen und Lobbyisten, aber nur so können wir eine umwelt- und menschenfreundliche Zukunft nachhaltig gestalten.

Quellen:
https://urgewald.org/sites/default/files/Medienbriefing%20BankTrack_Urgewald%20-%20COP24_final%20web_0.pdf
https://sunriseproject.org.au/wp-content/uploads/2018/07/Sunrise-Project-Annual-Review-2017.-FINAL-reduced-size-4.pdf