Klimakrise und Welthandel

Rund 90 Prozent des weltweiten Handels benötigt Schiffe. Doch durch den Klimawandel sorgen Trockenheit und Stürme für Einschränkungen.

Trockenheit und niedriger Wasserstand: Am für die Weltwirtschaft bedeutsamen Panamakanal warten und stauen sich die Schiffe, es werden weniger durchgelassen und ihr maximaler Tiefgang wurde beschränkt. Klimakrise für Schifffahrt und Lieferketten. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass solche Probleme aufgrund des Klimawandels in Zukunft noch häufiger auftreten werden.

„Auch in der Vergangenheit führten Nebel, Stürme und Reparaturen an den Schleusen bereits öfter zu längeren Wartezeiten am Panamakanal“, sagt Jasmin Gröschl, Volkswirtin bei Allianz Research. Während es früher aber nur einmal in 20 Jahren vorkam, dass der Kanal aufgrund von niedrigem Wasserstand den Verkehr einschränken musste, sei es inzwischen im gleichen Zeitraum schon doppelt so oft der Fall.

Hurrikans verursachen zehn Prozent weniger Handel

In den vergangenen Jahrzehnten treten immer häufiger extreme Wetterlagen auf: 1980 bis 1999 gab es der UN zufolge 3.656 Extremwettereignisse, im darauffolgenden gleichen Zeitraum dagegen 6.681. „In einem durchschnittlichen Monat werden mittlerweile knapp vier Prozent aller internationalen Schifffahrtsrouten durch Hurrikans, also tropische Wirbelstürme der höchsten Stufe, getroffen“, sagt Vincent Stamer, Handelsexperte beim IfW (Institut für Weltwirtschaft Kiel). Besonders betroffen sei dabei die wichtige West-Ost-Route zwischen Europa und Ostasien.

Durch den Klimawandel erwartet Stamer in den kommenden Jahrzehnten noch intensivere Stürme. Die Reedereien seien dazu gezwungen, Güter entweder verspätet zu verschiffen oder über alternative Routen und Ausweichhäfen zu lenken. Das führt zu Sicherheitsrisiken und einem deutlich höheren Treibstoffverbrauch. „Auf einer getroffenen Route zwischen zwei Häfen sinkt der Handel in einem Monat mit Hurrikans um etwa zehn Prozent“, so Stamer.

Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) beobachtet nach eigenen Angaben eine Häufung von Extremwettereignissen. Doch nicht nur Stürme beeinträchtigen die Schifffahrt. Allianz-Volkswirtin Gröschl: „Der steigende Meeresspiegel beeinflusst die Funktionsfähigkeit von Hafenanlagen und Seehafenzufahrten, während Überschwemmungen, Dürren und niedrige Wasserstände dazu führen können, dass Schiffsstraßen unpassierbar werden.“ Zwar könne das Abschmelzen der Polareisdecken auch neue Schifffahrtsrouten eröffnen, der steigende Meeresspiegel erhöhe aber die Risiken für Schiffe und Häfen.

Eine zuverlässige Befahrbarkeit wichtiger Schiffsrouten ist vor allem für Außenhandelsnationen wie Deutschland wichtig. Der Güterumschlag der deutschen Seehäfen betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr 279,1 Millionen Tonnen. Zwei Drittel der deutschen Exporte verlassen das Land über den Seeweg.

Wenn Schiffsrouten nicht befahrbar sind, bedeutet das einen höheren Zeit- und Kostenaufwand. Eine ungeplante Unterbrechung könnte dazu führen, dass Lebensmittel verderben oder Produktionsprozesse aufgrund fehlender Bauteile zum Stillstand kommen. Forscher der Universität Oxford schätzen, dass allein durch klimabedingte Störungen an Häfen im Schnitt 81 Milliarden Dollar pro Jahr an globalem Handel und mindestens 122 Milliarden Dollar an wirtschaftlichen Aktivitäten gefährdet sind.

Besonders der Schiffsverkehr ist anfällig, da die Transport- und Logistikketten stark vernetzt sind. Der hohe Preisdruck sorgt für maximale Auslastung und zeitlich enge Abläufe. Im Gegensatz zu anderen Verkehrsrouten gibt es nur begrenzte kurzfristige Ausweichmöglichkeiten, die oft umständlich oder kostspielig sind.

Die oft riesigen Containerschiffe fahren bisher überwiegend mit Schweröl oder Marinediesel, einige auch mit flüssigem Erdgas LNG. Der Schiffsverkehr muss sich an den Klimawandel anpassen, indem er die Wettervorhersage verbessert, die Routenplanung sowie Hafenanlagen modifiziert und auf nachhaltigere Schiffstechnologien umsteigt. Das hilft nicht nur, den Klimawandel zu bekämpfen, sondern könnte auch die Betriebskosten senken. Eine Energiewende ist auch in diesem Bereich unausweichlich, nicht zuletzt ist auch die Solarenergie durch den Handel von Bauteilen davon betroffen.

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