Klima extrem: 2016 bricht alle Rekorde

Extrem und alles andere als normal – so lässt sich der globale Klimazustandsbericht für das Jahr 2016 zusammenfassen, den die US-Meeres- und Atmosphärenbehörde NOAA vor wenigen Tagen vorlegte. Erstellt wurde der 299 Seiten starke Report von mehr als 450 Wissenschaftlern aus fast 60 Ländern.

Zunächst bestätigten die Autoren, dass 2016 weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen vor 137 Jahren war – vor 2015 und 2014. „Der Bericht zeigt, dass 2016 sehr extrem war, was uns Grund zur Besorgnis gibt“, urteilt die NOAA-Klimatologin Jessica Blunden.

In Europa kam 2016 nur auf Rang drei, was daran liegt, dass der stärkste Temperaturanstieg im Pazifik stattfand. Der globale Wärmerekord „resultierte aus dem kombinierten Einfluss der langfristigen Erderwärmung und eines starken El Niño im Frühjahr 2016“, resümiert der Bericht.

Im Einzelnen nennt die NOAA folgende Resultate:

•    Noch nie so viel CO2 in der Atmosphäre

Weltweit erreichten die Konzentrationen der wichtigsten Treibhausgase CO2, Methan und Stickoxid Höchststände. Bei CO2 waren es 402,9 Teilchen pro Million Luftteilchen (ppm). Damit wurde erstmals ein Jahres-Mittelwert von 400 ppm überschritten. Der Anstieg gegenüber 2015 betrug 3,5 ppm, was einen Rekord seit Aufzeichnungsbeginn vor 58 Jahren bedeutet. Laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa liegt der aktuelle Wert bei 406 ppm.

•    Meeresspiegel erreicht Höchststände

Einen Rekordwert erreichte auch die Oberflächentemperatur der Ozeane. Sie lag um 0,36 bis 0,41 Grad höher als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 und übertraf damit den Rekord von 2015, der 0,01 bis 0,03 Grad über dem Referenzwert lag. Die kombinierte Land- und Meerestemperatur stieg durch den El Niño um 0,45 bis 0,56 Grad über das langjährige Mittel.

Beim Meeresspiegel verzeichneten die Autoren des Berichts ebenfalls Höchststände. Er lag im globalen Mittel um 82 Millimeter über dem Pegel von 1993, als die Satellitenmessungen begannen.

•    Kleinste Eisausdehnung seit Aufzeichnung

Die jährliche maximale Ausdehnung des arktischen Meereseises sank im März 2016 auf ein Rekordtief. Es war die kleinste seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen vor 37 Jahren gemessene Eisfläche. Das Jahresminimum, das normalerweise im September erreicht wird, war das zweitkleinste nach 2007.

•    Stürme auf Rekordkurs

Die Zahl der tropischen Wirbelstürme lag über dem Durchschnitt. In allen Meeresbecken tobten 93 Zyklone, das sind 13 Prozent mehr als im langjährigen Mittel. Dies schließt den verheerenden Hurrikan Matthew ein, der auf Haiti über 1000 Menschen tötete.

•    Schwere Dürren erfassten 12 Prozent der Landoberfläche

Jeden Monat herrschten auf mindestens zwölf Prozent der Landoberfläche schwere Dürren, was die NOAA ebenfalls als Rekord benennt. Besonders hart getroffen hat es das nordöstliche Brasilien, wo der Regen bereits im fünften Jahr ausblieb, und Teile des Amazonasgebiets, aber auch Westkanada. Zugleich verstärkte sich der Wasserkreislauf der Erde, weil unter anderem wegen des El Niño mehr Wasser aus dem Ozeanen verdunstete. Dies führte in manchen Gebieten – etwa in China – zu heftigen Überschwemmungen.

•    Grönland verliert 310 Milliarden Tonnen Eis

Laut NOAA gingen in Grönland im vergangenen Jahr 310 Milliarden Tonnen Eis verloren. Seit 2002 summiert sich der Eisverlust zu vier Billionen Tonnen.

•    Erderwärmung setzt sich fort

Die Wahrscheinlichkeit, dass seit 2000 drei Jahre in Folge Rekordtemperaturen aufweisen, liege bei Berücksichtigung der Treibhausgase bei bis zu 50 Prozent, ohne diesen Antrieb aber nur bei 0,7 Prozent.

In diesem Jahr setzt sich die Erderwärmung fort. Daten der Nasa zufolge lag die globale Temperatur im ersten Halbjahr 2017 um 0,94 Grad über dem Durchschnittswert der Jahre von 1950 bis 1980. Es ist die zweitwärmste derartige Periode nach 2016 – und das ohne den Einfluss eines El Niño.

Der Bericht über den erschreckenden Klimazustand unseres Planeten ist auch ein Signal an den US-Präsidenten Donald Trump, der nach wie vor den vom Menschen verursachten Klimawandel leugnet. Jetzt steht ihm eine Nagelprobe bevor: Kürzlich legten Wissenschaftler von 13 nationalen Forschungseinrichtungen der USA den neuesten Bericht des „National Climate Assessment“ vor, den der Kongress alle vier Jahre einfordert.

Hält Trump Klimabericht zurück?

Offiziell darf dieser Klimabericht nur veröffentlicht werden, wenn der Präsident ihn freigibt. Inzwischen laufen im Land Wetten, ob sich Trump dazu durchringen kann oder versucht, die Ergebnisse der Klimaforschung zu unterdrücken – wie es auch sein Vorgänger George W. Bush 2002 versuchte. Immerhin wurde der Bericht der „New York Times“ zugespielt, die ihn Anfang August veröffentlichte.

Den Klimabericht im Original finden Sie hier:

http://www.noaa.gov/news/international-report-confirms-2016-was-warmest-year-on-record-for-globe

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