Ist Solarstrom eine rentable Investition?

„Lohnt es sich wirklich, zum Energieversorger zu werden?“, fragt sich so mancher, wenn er über eine eigene Photovoltaikanlage nachdenkt. Das kommt darauf an, ob er wie ein Investor oder wie ein Kapitalanleger rechnet.

Von einem „Abbau der Überförderung“ sprachen unisono die Umweltminister, als sie seit 2010 die EEG-Vergütung systematisch absenkten. Ihre Absicht: Die Erzeugung von erneuerbarer Energie, speziell der Photovoltaik, sollte schnell unwirtschaftlich gemacht werden, um den Markt der etablierten Energieunternehmen zu schützen (=> Strompreislüge).

Auf den ersten Blick funktionierte das auch. Die Branche jammerte reflexartig, der eine oder andere Überflieger strich die Segel. Käufer registrierten Photovoltaik als „unrentabel“. Einige Monate später, auf den zweiten Blick, wurde gebaut wie zuvor. Die nächste Kürzungsrunde sollte es richten.

Inzwischen liegt die Einspeisevergütung niedriger denn je. Nur noch rund 15 Eurocent pro Kilowattstunde erhält man als Einspeisevergütung laut EEG für eine 30 Kilowatt (kWp) leistende Anlage (s. Grafik 1). Fragt sich nur: Warum wird immer noch so viel gebaut, wenn das doch alles unwirtschaftlich ist? Entweder verrechnet sich der jeweilige Bundesumweltminister oder aber sehr sehr viele Investoren setzen gerade Milliarden in den Sand!

So rechnen PV-Investoren richtig

20 Jahre sind genug?

Die EEG-Vergütung wird für 20 Jahre zzgl. des Jahres der Inbetriebnahme gewährt. Die Lebensdauer einer PV-Anlage mutmaßen die Finanzämter in den AfA-Tabellen sehr vorsichtig ebenfalls mit 20 Jahren. Deshalb rechnen viele eine PV-Investition so, als ob die Anlage nach 20 Jahren schrottreif wäre. Dies ist jedoch wohl kaum der Fall (=> Lebensdauer von PV-Anlagen). Eher dürften bis zu vierzig Jahre oder mehr erreichbar sein.

Die Lebensdauer der Anlage geht massiv in die Berechnung der Rendite ein. Da sich bei einer Verdopplung der Lebensdauer die Anschaffungskosten über die doppelte Laufzeit verteilen, verdoppelt sich fast auch die Rendite (s. Grafik 2).

Auf einem Bein ...

Die EEG-Vergütung war ein erfolgreiches Konzept, um eine (noch) teure Technologie durch Massenproduktion billig zu machen. Inzwischen liegt die EEG-Vergütung jedoch schon unter dem was Privatverbraucher, Kommunen, Schulen oder die kleinen- und mittelständischen Unternehmen für ihren Strom zahlen müssen. Die könnte man doch direkt mit Sonnenstrom versorgen und dabei sogar mehr erlösen als durch die EEG-Vergütung?

Ja, das funktioniert tatsächlich. Voraussetzung: Die Einspeisung muss direkt ins Hausnetz erfolgen und das Gebäude muss seinen Strom überwiegend tagsüber benötigen, wenn die Sonne scheint. Das ist bei Schulen, Verwaltungen und tagsüber arbeitenden Betrieben der Fall. Beispielsweise ergab die Lastganganalyse für den sechsten Bauabschnitt der Kopernikusschule, dass über 55% des Sonnenstroms zeitgleich im Gebäude verbraucht werden könnte (s. Grafik 4+5). Der Staat möchte diese Art des Vor-Ort-Verbrauchs fördern. Deshalb müssen größere Anlagen am 1.1.2014 mindestens 10% so nutzen.

Darf es etwas Dynamik sein?

Die EEG-Vergütung bleibt über die gesamten 20 Jahre gleich hoch. Die Energiekosten werden jedoch wahrscheinlich weiter steigen. Steigen sie weiter wie in den letzten 12 Jahren, nämlich mit 5,5% pro Jahr, werden aus 15 Cent in 20 Jahren schon 44 Cent, in 30 Jahren 75 Cent und in 40 Jahren sogar schon 1,28 Euro.

Hier und heute liegen EEG-Vergütung und Direktverkaufspreis noch Kopf an Kopf. Aber schon in wenigen Jahren lohnt sich der Direktverkauf. Wie gut, dass alle in letzter Zeit gebauten Sonnenkraftwerke des Vereins die Kriterien für einen Direktverkauf erfüllen ...

Ein Beispiel:

Für ein Sonnenkraftwerk, das im März 2013 betriebsbereit im Sinne des EEG ist, eine Gesamtleistung von 122 kWp hat und das pro kWp 1.500 Euro kostet, beträgt die Effektivverzinsung nach 20 Jahren ohne Direktverkauf 3,47%. Können 40% des Stroms direkt verkauft werden, verdoppelt sich die Verzinsung, auf 7,28% (Grafik 3). Rechnet man dann noch mit einer Lebensdauer von 40 statt 20 Jahren, erhöht sich die Verzinsung des eingesetzten Kapitals sogar auf 10,51%. (Grafik 2).

Fazit:

  • Eine Photovoltaikanlage war noch nie eine Kapitalanlage. Aktien, Wertpapiere oder andere Bankprodukte versprechen echte Zinsen, haben viel kürzere Laufzeiten und deren Risiko lässt sich leichter einschätzen.
     
  • Photovoltaik ist jedoch ein echtes Investment. Erster Unterschied: Die Anfangsinvestition wird zunächst komplett verzehrt und muss über die Jahre zurück verdient werden. Es lassen sich aber auch viel höhere Renditen erzielen. Bedingung: Zeitgleicher Stromverbrauch vor Ort, die passende Technik dazu und eine professionell gebaute und langlebige Anlage. Übrigens sind Photovoltaikanlagenbetreiber nach dem Steuergesetz Unternehmer, da sie investieren und nicht Kapital anlegen.
     
  • Auch Photovoltaik hat wie andere Investments Chancen und Risiken. Ein Risiko sind im Vergleich zu einer Kapitalanlage die schwankenden Erträge. Sie sind von der Sonnenscheindauer abhängig. Auch handelt es sich bei einer PV-Anlage um eine technische Anlage. Sie verursacht laufende Kosten und muss auch einmal repariert werden. Chancen bestehen in der langen Lebensdauer oder besseren Verkaufspreisen für den Strom.
     
  • Gute Perspektiven bieten die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Als Unternehmer können Sie Sonderabschreibungen oder den Investitionsabzugsbetrag mit anderen Einkünften verrechnen. (=> PV richtig abschreiben, => PV und Steuern)
     
  • Rechnet man Photovoltaik wie ein Investor und nicht wie ein Kapitalanleger, ist diese Art der Energieversorgung sicher eine der interessantesten Investitionsmöglichkeiten unserer Zeit. Das weiß besonders gut Großinvestor Warren Buffett, der vor kurzem 2,5 Milliarden Dollar in das weltgrößte Photovoltaikprojekt gesteckt hat. Das funktioniert übrigens komplett ohne EEG.

 

Grafik 1: Die EEG-Vergütung ist kaum mehr höher, als die Bezugskosten für Strom.