Gutes Klima für Armut, Terror und Krieg

Die Verfeuerung von Kohle und Öl kostet jeden Tag Menschen das Leben. Reiche Industriestaaten wie Deutschland müssen bei der Energiewende mehr Tempo machen.

Der Energie- und Rohstoffhunger der reichen Industrienationen, da darf sich jeder Bundesbürger angesprochen fühlen, ist eine tagtägliche Katastrophe für die Staaten, die wir als Entwicklungsländer bezeichnen. Die dortige Förderung von Kohle, Öl, Gas und Uran vernichtet Landschaften und entzieht den Menschen ihre Lebensgrundlagen.

Die durch die fossilen Energieträger verursachte Erderwärmung richtet in diesen Ländern wiederum die größten Schäden an. Dürren, Überschwemmungen und andere Wetterextreme bereiten den Boden für Hungersnöte, Kriege und Terrorismus. Je knapper die Ressourcen, desto mehr Konflikte entstehen und desto mehr gewinnen Terrorgruppen an Macht. Am Tschad-See sind Millionen Menschen von Dürre, Hunger und Krieg bedroht. Der Klimawandel hat dort den Kampf um die knappen Wasser- und Landressourcen verstärkt – mit der Folge von sozialen Spannungen, Gewaltausbrüchen, steigender Armut und Arbeitslosigkeit. In diesem Umfeld konnte die Terrormiliz Boko Haram erst entstehen.

Der Klimawandel ist nicht nur eine Bedrohung für künftige Generationen, er kostet heute schon Menschenleben, Tag für Tag. Deutschlands CO2-Ausstoß ist im Jahr 2016 wieder gestiegen und liegt mit 906 Millionen Tonnen nun wieder so hoch wie 2009. Die Bundesregierung wird ihr Versprechen deutlich verfehlen, den Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Hauptgrund ist der auf hohem Niveau verharrende Anteil an Kohlestrom. Auch das Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen, wird deutlich verfehlt. Das gibt die Kanzlerin inzwischen zu.

Die globalen Krisen hängen zu einem großen Teil zusammen und können durch eine rasche Energiewende zumindest entschärft werden. Sonst werden auch immer mehr Klimaflüchtlinge zu uns kommen. „Wir müssen die Fluchtursachen bekämpfen.“ Diese Floskel geistert seit Beginn der Flüchtlingskrise in Europa durch die Politik. Doch bis heute schafft es die EU nicht, Fluchtursachen klar zu definieren und die Eigenverantwortung für die gegenwärtige globale Krise zu benennen.

Die Kolonialisierung und die Gier nach Rohstoffen haben zu den heutigen Problemen mit Flucht und Vertreibung geführt. 1884 teilte der Westen in Berlin den Kontinent Afrika ohne Sachverstand mit Lineal und Bleistift auf. Ethnien ohne Zusammengehörigkeitsgefühl wurden in Staatengebilde gepresst – das Fundament andauernder Krisenherde. Die westliche Wirtschaft sieht Afrika bis heute hauptsächlich als Quelle für Rohstoffe und fischt den Entwicklungsländern zusätzlich die Lebensgrundlage aus den Meeren – eine Ursache für Hunger und Flucht. Die Politik bremst das kaum.

Ähnlich düster sieht es im Nahen und Mittleren Osten aus. Diese Gebiete sind seit langem ein Spielball der internationalen Interessen und aufgrund von Erdölvorkommen ein umkämpftes Territorium.

Warum wundern wir uns über Flüchtlingswellen, wenn doch unser Wohlstand eine zentrale Fluchtursache ist? Dieser Wohlstand ist nicht ausschließlich aus technischem Fortschritt und harter Arbeit erwachsen, sondern zu einem beträchtlichen Teil die Folge der Ausbeutung von Entwicklungs- und Schwellenländern, um unseren Energiehunger zu stillen.

Wir müssen und können unseren Energiehunger vor Ort stillen, hier, bei uns. Das geht nur mit dem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Ausstieg aus der Kohle- und Ölverbrennung. Damit helfen wir der Welt friedlicher zu werden und retten ganz real viele Menschenleben. Ein „Weiter so“ kann es nicht geben, sonst wird es immer mehr humanitäre Katastrophen geben, die auch vor unserer Tür nicht Halt machen werden.

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