Globaler Energieverbrauch gestiegen

2022: Erdgas stagniert, Kohle und Erdöl legen zu – neue Rekordwerte beim Primärenergieverbrauch.

Der globale Primärenergieverbrauch ist 2022 um 1,1% angestiegen, eine Zunahme, wie sie mehrfach in den Jahren vor der Pandemie üblich war (laut Energy Institute, Weltenergie-Trends 2022). Sie beschränkte sich jedoch auf die Regionen Nord- und Südamerika, Mittelost und Südostasien. In absoluten Zahlen war die Zunahme am größten in den USA, in Indien und in China.

Verursacht auch durch die weiter gestiegene individuelle Mobilität hat der CO2-Ausstoß in die Atmosphäre 2022 um 0,9% zugenommen. 0,9 Prozent mag bescheiden klingen, aber es erfolgt auf einem sehr hohen Niveau und hat zur Konsequenz, dass weitere 322 Millionen Tonnen CO2 den Treibhauseffekt verstärken.

Für die Zunahme des globalen Primärenergieverbrauchs haben die drei fossilen Energieträger in unterschiedlichem Maß beigetragen: Erdöl plus 4,2%, Erdgas minus 0,2% und Kohle plus 7,9% (neuer Rekordwert). Erschreckend ist die Zunahme der Kohleförderung in zwei Jahren um über 14%. So ist es demnächst möglich, dass die Kohle das Erdöl überholt und zum Leader der fossilen Energieträger wird.

Aus schierer Verzweiflung infolge der Schwierigkeiten bei der Gasversorgung haben sich viele Staaten wieder der Kohle zugewandt, auch europäische Staaten wie Bulgarien, Tschechien, Deutschland, Griechenland, Rumänien und die Türkei. Allerdings fällt die Mehrförderung dieser Staaten kaum ins Gewicht, denn die großen Treiber der Entwicklung sind nach wie vor China (Zunahme um 10,5%), Indien und Indonesien (beide mit Zunahmen von rund 12%). China ist mit 51,8% der globalen Produktion der größte Kohleförderer.

Südostasien hat einen Anteil von 77% an der globalen Kohleförderung. Bisherige Exporteure wie Australien, Südafrika und Kolumbien haben ihre Quoten leicht reduziert. Interessant ist, dass der Kohleverbrauch sich mit der Förderung nicht deckt. Kohle wird offenbar aus Panik auf die Halde gefördert. Die Entwicklungen lassen befürchten, dass der Kohleboom noch nicht vorbei ist.

Der Anteil nichtfossiler Energieträger pendelt seit 1995 bis heute zwischen rund 13 und 17 Prozent. Die Menge erneuerbarer Energien konnte im Jahr 2022 zwar deutlich gesteigert werden, teilweise mit rekordhohen prozentualen Zunahmen (Sonne plus 24,9%, Wind plus 13,5%, Wasserkraft plus 1,1%). Wegen der enormen Steigerung der Erdöl- und Kohleförderung hat der Anteil nichtfossiler Energieträger aber von 17,69% auf 17,67% abgenommen.

Der Anteil an atmosphärischem CO2 hat mit 418,56 ppm einen neuen Rekordwert erreicht. Wenn nicht entschiedener gegengesteuert wird, wird sich das Jahr für Jahr steigern. Die Haupttreiber sind derzeit weiterhin die Staaten Süd- und Ostasiens. Nordamerika und Europa stagnieren, haben aber immer noch eine größere „historische Schuld“ als andere Erdteile, weil das CO2 sehr lange in der Atmosphäre verbleibt. Die maximale Entfaltung der Treibhauswirkung von CO2 erfolgt ungefähr 10 Jahre nach der Freisetzung und es hat eine Verweildauer in der Atmosphäre von weit über 100 Jahren.

Nach dem neuesten Sachstandsbericht des Weltklimarats sind die bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz völlig ungenügend und es drohen schwerwiegende Konsequenzen mit irreversiblen Auswirkungen auf ökologische Systeme bis hin zu deren Zusammenbruch. Die Energiewende muss jetzt erfolgen, die entsprechenden Bemühungen sind zu verstärken und mit größerer Konsequenz anzugehen. Besonders die einheimischen erneuerbaren Energieträger müssen stärker genutzt werden, auch um damit Arbeitsplätze im eigenen Land zu schaffen und Energie-Abhängigkeiten zu verringern. Das Spekulieren auf neue und nur experimentell konzipierte Verfahren (Kernfusion etc.), deren Realisation noch Jahre oder Jahrzehnte dauern wird und deren Nebenwirkungen noch unbekannt sind, bringt uns nicht weiter. Solche „Lösungen“ dienen vielfach bloß als Rechtfertigung, jetzt noch nicht entschieden handeln zu müssen.


Mehr dazu:
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