Erneuerbare senken Strompreis

Rund 70 Milliarden Euro haben Verbraucher zwischen 2011 und 2018 gegenüber einem Stromsystem ohne Wind und Solar gespart. Nutznießer ist aber vor allem die Industrie, nicht der Bürger. Wie geht Zukunft?

Die Ökoenergien, vor allem Sonne und Wind, werden zum Preistreiber beim Strompreis gebrandmarkt. Vielfach ist zu lesen, dass die EEG-Umlage für die steigenden Strompreise verantwortlich ist. Also die Erneuerbaren sind Schuld?

Tatsächlich hat sich die EEG-Umlage in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Doch warum? Bis 2010 verlief die Entwicklung vom Ausbau der Erneuerbaren und der EEG-Umlage harmonisch, im Gleichschritt. Doch seit dem Jahresbeginn 2010 war damit Schluss.

Die „Besondere Ausgleichsregelung“ wurde in Kraft gesetzt, kein Gesetz sondern eine Verordnung, die also nicht von den Bundeskammern durchgewunken werden musste. Paradox: Je mehr die Erneuerbaren den Strompreis an der Stromhandelsbörse senken, desto mehr muss der Verbraucher für Strom zahlen. Ein geschickter Schachzug der Energie-Lobbyisten und der damals schwarz-gelben Regierung.

Als nächstes kam die sukzessive Erweiterung der Umlage-Befreiung von Industrieunternehmen. Tausende Unternehmen zahlen also keine EEG-Umlage, der Bürger dafür mehr.

Energieexperten der Universität Erlangen-Nürnberg rekonstruierten für eine aktuelle Studie, wie sich die Preise an der Strombörse in den Jahren 2011 bis 2018 ohne Windkraft- und Photovoltaik-Einspeisung entwickelt hätten. Ergebnis: Die Großhandelspreise des noch fast komplett fossil-atomaren Systems hätten deutlich höher gelegen. Und diese Zusatzkosten hätten die EEG-Umlage deutlich überschritten, nämlich um 45 Prozent. (>>hier)

Die Studie sei „hilfreich, um mit den Kostentreiber-Mythen aufzuräumen“, kommentiert der Vorstand des Ökostromproduzenten EWS Schönau, Sebastian Sladek. Die Analyse zeige, dass die Pariser Klimaziele in Deutschland mit den aktuell anvisierten Ausbauzielen für erneuerbare Energien nicht zu erreichen seien.

In einer früheren Untersuchung hatten die Forscher um den Nürnberger Energieprofessor Jürgen Karl bereits gezeigt, dass die Verbraucher dank der Ökoenergien in den Jahren 2011 bis 2013 rund 30 Milliarden Euro sparten. Laut der aktuellen Studie hat sich der Trend fortgesetzt: Windkraft und Solarstrom konnten den Börsenstrompreis signifikant senken und bis 2018 nochmals Mehrkosten von über 40 Milliarden Euro vermeiden.

Ein starker Zubau an Ökostromkapazitäten ist also auch aus ökonomischen Gründen angezeigt. „Bliebe es bei der aktuellen Faststagnation des Ökoenergieausbaus, so würden die kommenden Stilllegungen von Atomkraft- und Kohlekraftwerken das Angebot-Nachfrage-Gleichgewicht hin zu höheren Strom-Börsenpreisen verschieben“, warnt Karl. Es sei „ein massiver und schneller Ausbau der erneuerbaren Energien unabdingbar“, so Karl.

Richtig wäre also, nicht so viele energieintensive Unternehmen von der EEG-Umlage zu befreien, sondern sie durch gesetzliche EEG-Maßnahmen zu animieren, sich z B. eine Solarstromanlage aufs Dach bauen zu lassen. So geht Zukunft.

Strom ist wichtig ...

... und könnte durch den Ausbau der Erneuerbaren immer billiger werden.

Die Energiewende ist ökologisch und ökonomisch wertvoll und sollte schneller vorangehen.