Energieträger der Zukunft

Der zügige Ausbau erneuerbarer Energien und eine weitgehende Elektrifizierung aller Wirtschaftsbereiche ist die kostengünstigste Option Klimaneutralität in Europa zu erreichen.

Bis 2050 will die EU klimaneutral sein. Dafür ist es erforderlich, den momentanen Anteil fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle am europäischen Energiemix drastisch zu reduzieren. Dieser beträgt momentan 75 Prozent, der Energiesektor ist für mehr als drei Viertel der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich.

Das zentrale Ergebnis einer gemeinsamen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Brüsseler Denkfabrik Bruegel: „Um Klimaneutralität zu erreichen, muss die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden“, so Studienautorin Franziska Holz. „Unsere Studie zeigt, dass die direkte Nutzung von Strom aus Erneuerbaren für Endverbraucher wie Unternehmen und Haushalte kostengünstiger und effizienter ist als eine indirekte Elektrifizierung, etwa über synthetische Gase oder Wasserstoff.“

In ihrer Analyse vergleichen die Wissenschaftler drei Optionen zur Gestaltung des zukünftigen klimafreundlichen Energiemix, in denen entweder elektrischer Strom aus erneuerbaren Energien, grüner Wasserstoff oder grüne synthetische Gase der jeweils dominante Energieträger sind.

„Solange nicht genügend Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, können Wasserstoff und synthetische Gase keine dominante Rolle in einem nachhaltigen Energiemix spielen. Wenn nachhaltig produzierter Strom erst noch in grünen Wasserstoff oder grüne synthetische Gase umgewandelt wird, statt ihn direkt zu nutzen, ist das Ganze letztlich auch deutlich teurer“, so Studienautorin Claudia Kemfert.

Im Kostenvergleich erweist sich eine direkte Elektrifizierung mit grünem Strom als beste Option. Nicht nur wäre der Aufwand in der Energieproduktion deutlich niedriger als bei der Herstellung gasförmiger Energieträger. Auch die hohen Investitionskosten, besonders in Bezug auf die für Wasserstoff und synthetisches Gas notwendige Infrastruktur, entfielen bei einer direkten Stromnutzung. Auch beim Wirkungsgrad ist elektrischer Strom seiner gasförmigen Konkurrenz überlegen. Im Verkehrssektor liegt dieser für elektrischen Strom bei rund 78 Prozent, bei Wasserstoff und synthetischen Gasen nur knapp über 40 Prozent.

Georg Zachmann, Ko-Autor von Bruegel: „Sicherlich werden auch gasförmige Energieträger eine Rolle im zukünftigen Energiemix spielen, da sie den großen Vorteil bieten, kurzfristige Schwankungen bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ausgleichen zu können. Dennoch sollte der Fokus der Politik nun darauf liegen, Rahmenbedingungen zu setzen, die die für eine weitgehende Elektrifizierung notwendigen Investitionen attraktiv machen.“ Dies erfordere klare Signale an die Endverbraucher, dass sich die größtenteils bei ihnen anfallenden Investitionen für sie rentieren werden.


Quelle:

Studie im DIW Wochenbericht 6/2022 https://www.diw.de/de/diw_01.c.834869.de/publikationen/wochenberichte/2022_06_1/zukunft_des_europaeischen_energiesystems__die_zeichen_stehen_auf_strom.html