Dynamik spart Stromkosten

Die Strom-Zukunft wird smart und dynamisch. Die Bundesregierung plant die Einführung von intelligenten Stromzählern, neudeutsch: Smart Metern. Der verpflichtende Einsatz soll zu mehr Marktwirtschaft im regulierten Strommarkt führen und dynamische Stromtarife ermöglichen. Wofür das alles? Ein Kommentar von Wirtschaftswissenschaftler Christian Quast.

Marktwirtschaft ist im Gegensatz zur Planwirtschaft ein System, indem die sog. „Allokation der Ressourcen“, d.h. die Verteilung der Güter, durch Preissignale erfolgt. Hohe Preise signalisieren Knappheit und sorgen dafür, dass weniger gekauft und mehr hergestellt wird. So lenkt der Preis die Marktakteure, bis die Knappheit aufgelöst wird. Umgekehrt sorgt Überfluss für niedrige Preise. Käufer kaufen mehr und Anbieter verkaufen weniger. Am Ende stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ein. Dieses ist das Grundprinzip der Marktwirtschaft und funktioniert für fast alle Güter und Dienstleistungen.

Besonderheit Strom

Nicht jedoch für Strom. Strom ist ein besonderes Wirtschaftsgut: Es kann nicht bzw. nur nach Umwandlung gelagert werden und es muss zu jeder Zeit genau so viel Strom erzeugt wie verbraucht werden. Deshalb schwanken die Preise stark – im Tagesverlauf, im Jahresgang und nach Wetterlage. Dies wissen Netzbetreiber, Stromerzeuger und große Konzerne, denn sie zahlen in der Regel Börsenpreise.

Die meisten Stromkunden bekommen von den Preisschwankungen nichts mit, denn sie haben einen „flachen“ Tarif. Egal, ob der Börsenstrom billig oder teuer ist, sie zahlen immer denselben Strompreis. Das oben beschriebene Knappheits- oder Überflusssignal kommt also nicht bei den Verbrauchern an.

100 Jahre Angebotssteuerung

Auf dem Strommarkt erhält bisher nur der Hersteller die Knappheitsinformation. Er versucht das Angebot zu erhöhen und wirft seine Kraftwerke an, oft sind sogar regulatorische Eingriffe nötig. So hat unser Strommarkt in den vergangenen einhundert Jahren funktioniert.

Leider lassen sich Erneuerbare nicht „anwerfen“. Die Steuerung kann also nicht über das Angebot erfolgen. Deshalb muss die Nachfrage in die Steuerung integriert werden. Nur wenn es gelingt, das Preissignal von „oben“, also von den Herstellern – via Strombörse an Stadtwerke und letztendlich – an die Verbraucher weiterzugeben, wird die Energiewende gelingen. Denn dann wäscht die Waschmaschine vorzugsweise bei Sonnenschein und das Auto wird am besten an windigen Tagen geladen.

Neu: Nachfragesteuerung

Zwingend notwendig ist es also, nicht nur die verbrauchte Strommenge insgesamt, sondern auch die Zeit zu messen, während der der Strom verbraucht wird. Ein „dynamisches Preisschild“, was den zurzeit gültigen Strompreis anzeigt, ist ebenfalls erforderlich. Dazu braucht man intelligente Zähler, die sogenannten Smart Meter. Sie sind die Basis für den Strommarkt der Zukunft.

Die Bundesregierung gibt jetzt Gas bei der Einführung der Smart Meter. Schon in diesem Jahr 2023 geht es los. Im Jahr 2030 muss jeder der zurzeit 53 Millionen deutschen Stromzähler durch ein Smart Meter ausgewechselt sein. Schon jetzt sind alle Stromverbraucher zum Einsatz verpflichtet, die mehr als 6.000 kWh jährlich verbrauchen oder selbst auch Stromerzeuger sind, wie beispielsweise Betreiber einer Photovoltaikanlage. Allerdings hängt es noch bei der Verfügbarkeit der Geräte.

Dynamische Stromtarife

Gleichzeitig verpflichtet sie die Stromanbieter, die Smart Meter auch zu nutzen. Sie müssen ab 2025 sog. „dynamische Stromtarife“ anbieten. Bei solchen Tarifen ändert sich der Preis mehrfach täglich. Verbraucher können dann Geld sparen, wenn Sie ihren Verbrauch in Zeiten günstiger Preise verschieben. So kann es gelingen, die Nachfrage an das schwankende Angebot aus Erneuerbaren anzupassen. Nur so gelingt die Wende hin zu einer 100 % erneuerbaren Stromversorgung, denn klimaschädigende Kraftwerke, die das Angebot zu jeder beliebigen Zeit nachsteuern können, soll es dann nicht mehr geben.

Fazit

Das Smart Meter wird uns alle in den kommenden Jahren beschäftigen. Es ist die Kröte, die wir schlucken müssen, um eine Stromversorgung ohne Fossile umzusetzen. Wer einen Vertrag mit dynamischem Tarif abschließt, wird ordentlich sparen können – zulasten derjenigen, die sich verweigern. Aber so funktioniert Marktwirtschaft eben: hohe Preise statt Verbote, Motivation statt Zwang. Und wenn wir das Lager-, sprich Speicherproblem beim Strom, gelöst haben, wird Strom endlich zu einem Gut, für das die Preisbildung und der Markt auch ohne Regulierung funktionieren kann.

Bald überall Pflicht: Smartmeter.