Das ausgelagerte Kohle-Problem

Einst wurde die Energiewende als das größte Projekt der Nachkriegszeit ausgerufen, doch die Regierung hat sich dabei zurückgezogen und eine „Kommission“ damit beauftragt. Doch die hat Probleme.

Die Kohlekommission hat einen wichtigen Job, sie soll die Kohlen aus dem Feuer hohlen, die das Merkel-Kabinett sich anzupacken nicht traut. Die Kommission besteht aus 31 Menschen aus Industrie, Gewerkschaft, Klimaforschung und Umweltverbänden. Sie soll ein Konzept zum beschleunigten Umbau zu einer klimafreundlichen Energieversorgung erarbeiten, um die Ziele des Pariser Klimavertrags erreichen zu können.

Doch das Energie-Projekt steht auf der Kippe. Die erste Attacke kam von außen. Entgegen jeder Vernunft hat Europas größter CO2-Produzent, der Kohleverbrenner RWE, die Situation im Hambacher Forst eskalieren lassen, mit kräftiger Mithilfe der NRW-Landesregierung, ohne einen Vorschlag der Kommission abzuwarten. Motto: Egal was ihr beschließt, wir machen unser Ding!

Die Bedeutung der Kommission wurde damit herabgesetzt. Die zweite Attacke kam von innen. Kommissionschef Ronald Pofalla, früherer Kanzleramtschef, Merkel-Vertrauter und heute Bahn-Vorstand, hat ohne Rücksprache mit dem Rest der Kommission schon verkündet, wie der Ausstieg aus der Kohleverbrennung ablaufen soll. Sein Ausstiegspapier, Kohleverbrennung bis 2035 bzw. 2038, soll er schon im Kanzleramt vorgestellt haben, um sich damit Rückendeckung zu holen.

Damit gerät die „Kommission“ zur Farce. Ein früherer Ausstieg aus der Kohleverstromung wäre nicht nur nötig, sondern auch machbar. Pofallas einseitiger Vorstoß, der den Kohlekraftwerksbetreibern sicher gefallen wird, ist skandalös. Auch ist in Berlin zu hören, dass die „Blaupause“ der Kommission wohl noch einen „parlamentarischen Korrekturprozess“ durchlaufen müsse. Wann die Vergiftung durch den Kohlestrom also wirklich ein Ende findet ist noch offen, am ehesten wissen es die Lobbyisten der Kohlekraftwerksbetreiber.

Als Argument für einen längeren Verbleib in der Kohleverstromung wird oft der Erhalt von Arbeitsplätzen genannt. Doch diese Begründung ist fadenscheinig. Wer soll die rund 20.000 in der Kohle Beschäftigten in 20 Jahren noch einstellen? Es wäre doch sinnvoll, schnell aus der Kohle auszusteigen und diese Menschen umzuqualifizieren, damit sie z.B. im aufstrebenden Sektor der erneuerbaren Energien arbeiten und damit eine Zukunft haben können.

Herstellung, Planung und Installation sowie Betrieb und Wartung von Erneuerbare-Energien-Anlagen schaffen Arbeit. Insgesamt waren 2016 durch die Nutzung erneuerbarer Energien rund 338.000 Menschen beschäftigt (2012: 328.000). Neben den direkten Arbeitsplätzen im Erneuerbare-Energien-Sektor entstehen zudem auch vermehrt Jobs in Bereichen, die im Zusammenhang mit dem Umbau des Energieversorgungssystems zugunsten der erneuerbaren Energien zu tun haben. Hierzu zählen zum Beispiel der Netzausbau, die Energiespeicherung, Lastmanagement oder Smart Grids. Die Energiewende bietet daher auch weiterhin eine gute Arbeitsmarktperspektive, entsprechende Aktivitäten haben gegenüber der konventionellen Energieerzeugung eine größere und wachsende Bedeutung an der gesamten Beschäftigung der Energiewirtschaft.

Die Beschäftigungszahlen wurden in einer Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums durch die Institute GWS, DLR und DIW ermittelt. Die komplette Studie gibt es auf den Seiten des Ministeriums.

 


Quelle:

www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Studien/oekonomische-indikatoren-und-energiewirtschaftliche-gesamtrechnung.html

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