Alternative Atomkraft-Konzepte

Eine Untersuchung im Auftrag des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) zeigt: Die Markteinführung alternativer Reaktorkonzepte ist unrealistisch.

Die alternativen Reaktorkonzepte werden häufig mit der Hoffnung verknüpft, dass damit Sicherheitsrisiken und Entsorgungsprobleme der Kernkraft vermindert oder gar gelöst werden könnten. Die neue wissenschaftliche Studie dazu wurde vom Öko-Institut, der Technischen Universität Berlin sowie dem Physikerbüro Bremen durchgeführt.

BASE-Präsident Christian Kühn: „Trotz teils intensiver Werbung von Herstellern sehen wir derzeit keine Entwicklung, die den Bau von alternativen Reaktortypen in den kommenden Jahren in großem Maßstab wahrscheinlich macht. Im Gegenteil: Wir müssen erwarten, dass aus sicherheitstechnischer Sicht die möglichen Vorteile dieser Reaktorkonzepte von Nachteilen und den nach wie vor ungeklärten Fragen überwogen werden. […] Die Konzepte lösen weder die Notwendigkeit, ein Endlager für die radioaktiven Abfälle zu finden, noch die drängenden Fragen des Klimaschutzes.“

Es wurden sieben international seit vielen Jahren diskutierte Technologielinien für alternative Reaktorkonzepte untersucht, die auch als „Reaktoren der vierten Generation“ (Generation IV) bezeichnet werden. Dazu Christian Kühn: „Wer heute Euphorien in Verbindung mit alternativen Reaktorkonzepten weckt, blendet offene Fragen und Sicherheitsrisiken aus. Im Hinblick auf die Sicherheit der nuklearen Entsorgung bleibt festzuhalten, dass kein alternativer Reaktortyp den Bau eines Endlagers überflüssig macht.“

Das Forschungsvorhaben kommt zu folgendem Schluss:
Alle derzeit unter dem Stichwort „Generation IV“ diskutierten Konzepte sind seit Jahrzehnten, teilweise seit den 1950er Jahren in Entwicklung und konnten bisher keine Marktreife erreichen.
Falls die technischen Hürden sowie Sicherheitsfragen gelöst werden können, würde der weitere Zeitbedarf für die Entwicklung wahrscheinlich im Bereich von mehreren Jahrzehnten liegen. Vor diesem Hintergrund kann nicht davon ausgegangen werden, dass solche Reaktorkonzepte bis zur Mitte dieses Jahrhunderts in relevantem Umfang zum Einsatz kommen werden.

Die in der öffentlichen Diskussion und von Entwicklern formulierte Erwartung, dass die alternativen Reaktorkonzepte einen signifikanten Beitrag zur Lösung der heutigen Probleme der Kerntechnik betragen können, kann angesichts des gegenwärtigen Entwicklungsstandes dieser Systeme und der tatsächlich nachgewiesenen und erwartbaren Vor- aber auch Nachteile der einzelnen Technologielinien damit insgesamt nicht als realistisch eingeschätzt werden.

Also: Am beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien geht kein Weg vorbei. Der Traum von der „sauberen“ Energie durch Atomspaltung oder -fusion kommt viel zu spät und wäre zudem auch viel zu teuer. Der Weg in eine bessere Klimazukunft geht nur mit nachhaltigen Energiequellen. Nicht die Konzentration auf unsichere, teure Großprojekte in Hand von Monopolkonzernen ist die Lösung, sondern dezentrale Energie in Bürgerhand.

 

Mehr dazu:

oeko.de/alternative-reaktorkonzepte-loesen-das-endlagerproblem-nicht
oeko.de/analyse-und-bewertung-des-entwicklungsstands-der-sicherheit-und-des-regulatorischen-rahmens-fuer-sogenannte-neuartige-reaktorkonzepte

Die Zeit der Atomkraft ist Geschichte