10 Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs

Rund 35 Prozent der deutschen Ölimporte stammen aus Russland. Greenpeace analysiert verschiedene Maßnahmen im Verkehrs- und Wärmesektor, die Öl einsparen, um die Energiesicherheit Deutschlands zu erhöhen und Frieden zu ermöglichen.

Die größten Einsparpotenziale beim Ölverbrauch bietet der Verkehrssektor. 2021 verbrauchten wir 17 Millionen Tonnen Benzin und 35 Millionen Tonnen Diesel. Dazu kamen 2021 sechs Millionen Tonnen Kerosin (Flugbenzin). Der PKW ist in Deutschland das mit Abstand meistgenutzte Fortbewegungsmittel. 57 Prozent aller Wege und 75 Prozent aller dabei zurückgelegten Personenkilometer werden hierzulande im Auto absolviert. In ländlichen Regionen liegt der Anteil der PKW-Wege sogar bei 70 Prozent. Dabei ist die Auslastung der Autos gering: Nur 1,46 Personen sitzen durchschnittlich in einem PKW.

Im Wärmesektor spielen fossile Energien eine zentrale Rolle. Rund 55 Prozent des Wärmebedarfs entfällt auf Raumwärme und Warmwasser. Ein weiterer großer Anteil ist die Prozesswärme in der Industrie. Rund 43 Prozent der Wärmeenergie wird in Haushalten verbraucht, weitere 17 Prozent im Gewerbe, im Handels- und Dienstleistungsbereich. Insgesamt ist die Wärmeversorgung für über die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland verantwortlich.

Wohnungen in Deutschland werden etwa zur Hälfte mit Gas beheizt, Heizöl macht bei sinkender Tendenz rund 25 Prozent aus, Fernwärme kommt auf 14 Prozent, während Wärmepumpen trotz steigender Einbauzahlen noch eine relativ kleine Rolle spielen (2,4 Prozent; 2019). Während Heizöl in Neubauten praktisch keine Rolle mehr spielt, werden noch immer fast 40 Prozent der Neubauten mit Gas beheizt, Wärmepumpen werden in rund 30 Prozent des Wohnungsneubaus eingesetzt.

10 Vorschläge zur Energiereduzierung von Greenpeace:

1. Tempolimit

Die Einführung eines temporären Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h in Ortschaften kann den Verkehrsfluss verbessern, verbrauchsintensive Geschwindigkeitswechsel reduzieren und die Effizienz von Verbrennungsmotoren erhöhen.

Allein die Einführung eines Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen würde den Kraftstoffbedarf um 2 Millionen Tonnen pro Jahr senken (1,2 Mio. t Diesel und 0,8 Mio. t Benzin). Die Einsparung entspricht einem Anteil am Benzin- und Dieselabsatz in Deutschland von 3,8% und einem Anteil an den Mineralölimporten von 2,1%. Die CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs würden um ca. 6,2 Mio. Tonnen sinken. Eine zusätzliche Geschwindigkeitsbegrenzung außerorts auf 80 km/h würde weitere 0,4 Millionen Tonnen Kraftstoff einsparen (0,2 Mio. t Diesel und 0,2 Mio. t Benzin). Dies entspricht einem Anteil am Benzin- und Dieselabsatz in Deutschland von 0,8% und einem Anteil an den Mineralölimporten von 0,4%. Zudem würden 1,3 Mio. t CO2 pro Jahr eingespart.

2. Radfahren

Würde die deutsche Bevölkerung auf Strecken unter 20 Kilometern so häufig das Rad benutzen wie unsere niederländischen Nachbarn, würde sich die Fahrleistung der in Deutschland zugelassenen PKW um rund 4 Prozent reduzieren. Auf Wegstrecken unter fünf Kilometer liegt der Anteil des Radverkehrs in den Niederlanden etwa doppelt bis dreimal so hoch wie in Deutschland, Strecken zwischen 5 und 20 Kilometer werden dort viermal häufiger per Rad zurückgelegt. Autofahrten spielen dagegen auf der Kurzstrecke eine deutlich geringere Rolle als hierzulande.

3. Homeoffice

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit von zuhause in ungeahnte Dimensionen befördert. Viele der Arbeitswege werden in Deutschland noch immer mit dem Auto zurückgelegt. Eine Fortführung des Homeoffice, weniger aufgrund der Corona-Pandemie sondern zur Reduktion der Kraftstoffbedarfe, könnte hier erhebliche Einsparungen bringen. Würden 40% der Arbeitenden weiter an zwei zusätzlichen Wochentagen von zuhause aus arbeiten (im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau) würden dadurch pro Jahr 1,6 Millionen Tonnen Kraftstoff eingespart (0,8 Mio. t Benzin und 0,8 Mio. t Diesel). Dies entspricht einem Anteil am Kraftstoffabsatz in Deutschland von 3,0 Prozent und einem Anteil von 1,7 Prozent an den Mineralölimporten.

4. Freizeit-Autofahrt über 20 km

Freizeitfahrten gehören nicht zum Bereich der erzwungenen Mobilität und lassen sich daher leichter aus individuellen Motiven vermeiden. Gelänge es, jede vierte Freizeitautofahrt über 20 Kilometer zu vermeiden, ließen sich so 1,2 Millionen Tonnen Kraftstoff pro Jahr einsparen (0,6 Mio. t Benzin und 0,5 Mio. t Diesel). Dies entspricht einem Anteil am Kraftstoffabsatz in Deutschland von 2,3 Prozent und einem Anteil von 1,3 Prozent an den Mineralölimporten. Würde man auf jede zweite Freizeit-Autofahrt über 20 Kilometer verzichten, ergäben sich Einsparungen von 2,4 Millionen Tonnen Kraftstoff. Dies entspräche 4,6 Prozent des Kraftstoffabsatzes in Deutschland.

5. Autofreie Sonntage

Die Idee autofreier Sonntage wurde bereits in der Ölpreiskrise 1973 umgesetzt. An vier Sonntagen wurde per Gesetz ein Fahrverbot verhängt. Ausgenommen waren Taxis, Busse, Polizei- und Rettungsfahrzeuge, Ärzte und Lieferungen verderblicher Waren. Würde zwei Mal im Monat ein autofreier Sonntag verhängt, würde sich, bezogen auf ein Jahr, der Kraftstoffabsatz um 1,3 Millionen Tonnen verringern (0,7 Mio. t Benzin und 0,6 Mio. t Diesel). Dies entspricht einem Anteil am Kraftstoffabsatz in Deutschland von 2,6 Prozent und einem Anteil von 1,4 Prozent an den Mineralölimporten. Würde jeder Sonntag als autofreier Tag deklariert, ließen sich 2,9 Millionen Tonnen Kraftstoff vermeiden, was etwa 5,6 Prozent des gesamten Kraftstoffabsatzes entspräche.

6. Inlandsflüge

Inlandsflüge lassen sich relativ leicht und mit wenig zeitlichem Mehraufwand auf den Schienenverkehr verlagern. Der Bahnverkehr ist deutlich energieeffizienter als der Flugverkehr, insbesondere auf Kurzstrecken. Laut Umweltbundesamt entfällt auf Inlandsflüge etwa 6,9 Prozent des in Deutschland abgesetzten Kerosins. In absoluten Zahlen entspricht dies rund 0,4 Millionen Tonnen Kerosin. Gelänge es, vollständig auf Inlandsflüge zu verzichten, könnte diese Kerosinmenge eingespart werden.

7. Güterverkehr auf die Schiene

Die höchste Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr erfolgte mit über 130 Milliarden Tonnenkilometern im Jahr 2017. Im Jahr 2020 lag das noch fast 10 Prozent unter dem Spitzenwert. Würde man diesen Spitzenwert wieder erreichen, ließen sich dadurch 0,4 Millionen Tonnen Diesel einsparen. Dies entspricht einem Anteil von 0,4 Prozent an den Mineralölimporten.

8. Bahn statt Auto

In der Corona-Pandemie sind die Fahrgastzahlen und die Verkehrsleistung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) stark gesunken, dagegen sind Fahrten mit dem Auto und dem Fahrrad gestiegen. Gelänge es, die Auslastung des ÖPNV rasch auf das Vor-Corona-Niveau zu heben und entsprechend Autofahrten zu reduzieren, würde sich, bezogen auf ein Jahr, der Kraftstoffabsatz um 0,9 Millionen Tonnen verringern (0,5 Mio. t Benzin und 0,4 Mio. t Diesel). Dies entspricht einem Anteil am Kraftstoffabsatz in Deutschland von 1,8 Prozent und einem Anteil von 1,0 Prozent an den Öl- und Netto-Ölproduktimporten.

9. Absenken der Raumtemperatur

Neben dem im Wärmebereich dominierenden Energieträger Erdgas spielt Heizöl noch immer eine erhebliche Rolle in der Erzeugung von Raumwärme in Deutschland. Trotz eines anhaltend rückläufigen Trends sind noch 4,6 Millionen Ölheizungen in Deutschland in Betrieb. Entsprechend werden mehr als ein Fünftel der Wohnungen in Deutschland mit Öl beheizt. Eine Absenkung der Raumtemperatur um ein Grad Celsius führt zu einer Heizöleinsparung von etwa 6 Prozent. In absoluten Zahlen ließen sich so bei einer Absenkung der Raumtemperatur um 1 Grad Celsius rund 0,5 Millionen Tonnen Heizöl und bei einer Absenkung um 2 Grad Celsius rund 1,1 Millionen Tonnen Heizöl einsparen. Dies entspricht rund 4,5 bzw. 9,0 Prozent des Heizölabsatzes in Deutschland.

10. Wärmepumpen

Seit einigen Jahren werden vermehrt Wärmepumpen als Heizungssysteme eingebaut. Mit einem Rekordwert von knapp 154.000 eingebauten Wärmepumpen im Jahr 2021 (120.000 in 2020) zeigt sich eine anhaltende und zuletzt noch einmal deutlich ansteigende Dynamik in der Verbreitung dieser Heizungen. Wärmepumpen nutzen im Gegensatz zu Öl- und Gasheizungen keine fossilen Energieträger, sondern nutzen in sehr effizienter Weise Strom. Dieser ist deutlich weniger CO2-intensiv als die Nutzung von fossilen Brennstoffen, Wärmepumpen werden zudem oftmals mit PV-Anlagen kombiniert.
Angesichts der stark steigenden Dynamik in der Verbreitung dieser Anlagen, den aktuellen Energiepreisen für Gas und Öl und angesichts der mit zusätzlicher Dringlichkeit aufgeworfenen Fragen der Energieversorgungssicherheit geht man davon aus, dass im Jahr 2022 eine halbe Millionen Wärmepumpen eingebaut werden, die alte fossile Heizungen ersetzen oder den Neueinbau von diesen verhindern. Gelänge es, diese Einbauzahlen zu erreichen und würden dann zwei Drittel Gasheizungen und ein Drittel Ölheizungen ersetzt werden, ließe sich der Einsatz von 0,3 Mio. t Heizöl vermeiden. Dies entspricht 2,9 Prozent des Heizölabsatzes in Deutschland und 0,3 Prozent der Öl- und Netto-Ölproduktimporte.

Darüber hinaus ist es sehr empfehlendswert die kostenlose Energie der Sonne zu nutzen. Eine eigene PV-Anlage bei einem Bürgersonnenkraftwerk, auf einem Carprort oder auf dem eigenen Dach sichert die Energieversorgung und hilft beim Klimaschutz. So geht Zukunft in Deutschland.


Quelle:

 https://www.greenpeace.de/publikationen/20220309-greenpeace-massnahmen-kein-oel-fuer-krieg.pdf