Zukunftsimpuls zum Wahljahr

Die nächste Bundesregierung muss eine erfolgreiche Klima- und Ressourcenpolitik machen und dabei alle Bürger mitnehmen – erklärt das Wuppertal Institut zur Bundestagswahl 2021.

„Die nächste Legislaturperiode ist die entscheidende Zeit, um die 2020er Jahre zu einer Dekade der Umsetzung zu machen und den Klimaschutzpfad unumkehrbar zu betreten“, sagt Prof. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts. Die Wissenschaftler des Instituts zeigen die notwendigen Schritte auf, entlang von sieben zentralen Transformationsarenen mit Blick auf alle Bereiche von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

Die Kernempfehlungen:

  • Energiewende: Mindestens eine Verdopplung der Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien, intelligente Integration von flexibler Nachfrage und Speichern, deutliches Vorziehen des Kohleausstiegs. Ausbau der Infrastruktur für Wasserstoff und ein Sofortprogramm für eine größere Sanierungstiefe und -rate für bestehende Gebäude und Klimaneutralität als Anforderung für Neubauten. Dabei muss staatliche Förderung helfen.
  • Ressourcenwende: Übergang von der Einweg- zur klimaneutralen zirkulären Materialwirtschaft durch klare Nachhaltigkeitsstandards. Durch Digitalisierung Schub für ein besseres Management von Abfallströmen.
  • Ernährungswende: Unterstützung einer nachhaltigen Außer-Haus-Verpflegung, des Einzelhandels sowie des Übergangs auf eine ökologische Agrarwirtschaft. Sensibilisierung für eine gesunde, klimaverträgliche, fleischärmere Ernährung, Förderung von Fleisch-Ersatzprodukten.
  • Urbane Wende: Der öffentliche Verkehr und Radwege müssen schnell und deutlich ausgebaut werden. Statt Flächen zu versiegeln sollten Grünflächen geschützt und die Mehrfachnutzung von Gebäuden erleichtert werden. Bestandsgebäude sollten Vorrang vor Neubauten haben.
  • Verkehrswende: Umstieg auf Elektromobilität schnell umsetzen und die Alternativen zu Auto und Lkw attraktiver machen. Zugang zu öffentlichen und privaten Mobilitätsangeboten muss sozial gerecht erfolgen.
  • Industriewende: Industrie braucht Energie – versorgungssicher, konkurrenzfähig und erneuerbar. Dazu müssen Ökostrom und Power-to-X-Angebote ausgebaut und die dafür nötige Infrastruktur geschaffen werden. Hilfen für Unternehmen um klimaverträgliche Verfahren unter globalen Wettbewerbsbedingungen umzusetzen und Märkte für grüne Produkte zu initiieren. Abgaben auf Primärmaterial und energieintensive Stoffe sind dafür ebenso eine Option wie Quoten und Standards.
  • Konsumwende: Experimentierräume für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster schaffen (Reallabore, Living Labs), Verbraucher gezielt zu Umwelt- und Klimaauswirkungen informieren, z.B. durch die Einführung einer Produktkennzeichnungsstelle und eines digitalen Produktpasses.

„Die nächste Bundesregierung steht vor einer Jahrhundertaufgabe. Sie muss den geforderten Klimaschutz konkret umsetzen – und dabei vor allem auch auf soziale Gerechtigkeit und Möglichkeit zur Teilhabe achten“, so Fischedick. Mit der Anpassung des Klimaschutzgesetzes nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts sei es nicht getan. Um auf den Weg zum Klimaneutralitätsziel einzuschwenken, müsse die kommende Regierung die Weichen in einem 100-Tage-Sofortprogramm stellen, fordert Fischedick.


Quelle:
https://wupperinst.org/fa/redaktion/downloads/publications/ZI17_Kurswechsel.pdf

Aufgabe einer neuen Regierung: Der Ausbau der Erneuerbaren muss drastisch beschleunigt werden.