Wieder ein Klimagipfel – Nr. 24

Der UN-Klimagipfel im polnischen Kattowitz hat begonnen, dem Land mit dem weltweit größten Braunkohlekraftwerk. Gibt es erstmals ein bindendes Ergebnis?

Das einzige Land, das bereits einen verschärften nationalen Klimaplan aufgestellt hat, sind die Marshall-Inseln, ein Inselstaat im Pazifischen Ozean. Seine rund 53.000 Bewohner sind vom steigenden Meeresspiegel konkret bedroht, für sie geht es um ihr Leben. Doch ihr kleiner Klimaplan wird global nicht viel ändern.

Nationale Egoismen treten in der Umweltpolitik ungeschminkt zutage. Die USA haben sich schon kurz nach der Wahl Donald Trumps aus dem Pariser Klima-Abkommen zurückgezogen. Rauchende Schlote sind dem US-Präsidenten ein Beleg für Wirtschaftskraft. China weiß zwar mit Zahlen zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu beeindrucken. Doch seine Kraftwerke stoßen weltweit die meisten Treibhausgase aus.

Russland wiederum lebt vom Verkauf seiner fossilen Brennstoffe und bemüht sich gar nicht um Alternativen. Und das einst für seine Klimapolitik bewunderte Deutschland, das mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ein weltweit viel kopiertes Instrument erfunden hatte, zieht sich seit Jahren aus dem Klimaschutz zurück, torpediert die Erneuerbaren und produziert wieder mehr CO2.

Die Emissionen sind auf Rekordniveau. Der Meeresspiegel auch. Wetterkapriolen hinterlassen immer häufiger größte Schäden. Der von Menschen bewohnbare Teil der Erde schrumpft, bei steigender Weltbevölkerung. Doch die Weltpolitik gibt sich unbeeindruckt, nationale kurzfristige wirtschaftliche Interessen sind wichtiger, man möchte ja zum Ende seiner Wahlperiode etwas Konkretes vorweisen können. Vorsorge für kommende Generationen und Sinn für eine langfristige wirtschaftliche Entwicklung haben dabei keinen Raum.

Die Bundesregierung fährt mit leichtem Gepäck nach Kattowitz. Eigentlich wollte sie zur UN-Klimakonferenz ein Datum für den Kohleausstieg präsentieren, doch das gibt es nun nicht, vielleicht im Februar 2019. Das Signal ist verheerend: Wenn selbst das reiche Deutschland nicht den Ausstieg aus der Kohle schafft, wer dann?

Von ihrer miesen Umweltbilanz lenkt die Groko ab, indem sie auf die Unterstützung Deutschlands beim Klimaschutz in Entwicklungsländern verweist. Es ist richtig, dass jene Länder Hilfe erhalten, die am wenigsten zur Erderwärmung beitragen, aber am härtesten von ihr getroffen sind. Und es stimmt, dass Afrikas Wachstum großen Einfluss auf die globale Temperatur haben wird. Aber mit ihrem Fokus auf Entwicklungsländer kaschiert die Bundesregierung auch ihre Untätigkeit.

Umweltschutz lässt sich in einer globalisierten Welt nicht outsourcen. Die Umweltbilanz armer Staaten geht auch auf das Konto westlicher Konzerne, die dort produzieren lassen. Und es ist nicht damit getan, für jede in Deutschland ausgestoßene Tonne CO2 in Afrika ein paar Bäume zu pflanzen. Eher verleitet dieser moderne Ablasshandel zum „Weiter so“.

Weltweit sei der Klimawandel für viele Menschen, Regionen und auch ganze Staaten bereits eine „Frage von Leben und Tod“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Montag, 3.12.2018, in Kattowitz. „Wenn wir versagen, werden die Arktis und Antarktis weiter schmelzen, die Korallen sterben, die Meeresspiegel steigen; mehr Menschen werden an Luftverschmutzung sterben und an Wasserknappheit und die Kosten dieses Desasters werden durch die Decke schießen.“

Guterres erinnerte daran, dass die Zeit für endlose Verhandlungen fehle. Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre sei so hoch wie seit drei Millionen Jahren nicht. „Trotzdem steigen die Emissionen weiter an. … Wir brauchen mehr Taten und mehr Ehrgeiz.“

(© Fotolia)