Wer steuert den Klimaschutz ?

Die Aktivisten der „Fridays for Future“-Bewegung schaffen es, mit ihren Forderungen frischen Wind in die Klima-Debatte zu bringen. Ihre Agenda ist nicht utopisch, sondern konkret.

Die alte Welt bewahren und die Zukunft einfach wegschieben, das irritiert inzwischen immer mehr Bürger. Deutschlandweit streiken jeden Freitag Tausende Schülerinnen und Schüler und bringen damit auch ihre Eltern zum Nachdenken.

Nun soll das sogenannte „Klimakabinett“ seine Arbeit aufnehmen. Kanzlerin Merkel und die zuständigen Minister sollen Wege suchen, wie sie das Klimaziel für 2030 einhalten können. Doch haben sie schon das Klimaziel für 2020 verfehlt, und zwar krachend! Wieder sitzen ihnen die Kohlelobbyisten im Nacken und das Problem wird nach hinten verschoben.

Für einen Kohleausstieg bis 2030, den „Fridays for Future“ verlangt, gibt es inzwischen so viele Machbarkeitsstudien, dass die Begründungen für einen späteren Termin schon ziemliche Verrenkungen erfordern – doch die Kohlelobbyisten wollen die Kohle um ihrer selbst willen.

Extremwetterereignisse durch den Klimawandel kommen Deutschland teuer zu stehen. Zwischen 1980 und 2017 kosteten sie fast 100 Milliarden Euro, wie aus Daten der Europäischen Umweltagentur EEA hervorgeht. Fast 10.000 Tote hat es demnach aufgrund der Ereignisse gegeben.  Dem Rückversicherer Munich Re zufolge war für Deutschland 2017 das zweitteuerste Jahr aufgrund klimabedingter Schäden, nach 2011.

Ein Viertel der Kohlekraftwerke noch in diesem Jahr stilllegen? Das wären knapp 10.000 Megawatt. Die Wegnahme dieser Kohlekapazität wäre eine Wohltat für den deutschen Strommarkt. Endlich würde nicht mehr der steuerlich subventionierte und an Nachbarländer verhökerte Kohlestrom die Leitungen verstopfen, weniger Ökostrom müsste abgeregelt werden und brachliegende klimafreundlichere Gaskraftwerke kämen zum Zuge.

Sonne und Wind lieferten im ersten Quartal 2019 49,4 Milliarden Kilowattstunden Strom

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) melden damit einen Rekordwert. Gegenüber dem ersten Quartal 2018 haben Photovoltaik und Windkraft um 25 Prozent zugelegt.

Den mit 36,2 Milliarden Kilowattstunden größten Teil des Stroms haben demnach Onshore-Windkraftanlagen erzeugt. 6,4 Milliarden Kilowattstunden Strom hätten Offshore-Windkraftanlagen geliefert, 5,59 Milliarden Kilowattstunden die Photovoltaik (plus 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum).

Die Forderungen von „Fridays for Future“, wie eine erneuerbare Vollversorgung bis 2035 und ein CO2-Preis von bis zu 180 Euro pro Tonne, sind realistisch. Die 180 Euro, vom Umweltbundesamt erst vor wenigen Monaten berechnet, beschreiben die realen Gesamtkosten, die entstehen, wenn eine Tonne des Treibhausgases emittiert wird.

Der größte Charme aber, der von „Fridays for Future“ ausgeht, besteht nicht in den Forderungen selbst, sondern darin, dass sie der Energiewende ihre Dynamik zurückgeben könnte. Diese stagniert derzeit, weil den Erneuerbaren überall Fesseln angelegt und Schutzzäune um die schmutzige und umweltschädliche fossile Stromerzeugung gezogen werden. Die Bürger werden nun selbst aktiv, weil die Politik bei der Energiewende versagt.

Ein sehr interessantes Interview mit der „Fridays for Future“-Organisatorin Luisa Neubauer (Geographie-Studentin aus Göttingen und Jugendbotschafterin der Entwicklungshilfeorganisation ONE) lesen Sie hier:
 https://www.fr.de/wirtschaft/luisa-neubauer-sieht-zukunft-jungen-generation-massiv-gefaehrdet-12178622.html