Was bei einer PV-Anlage wirklich Nerven kostet

Die Energieerzeugung aus Sonnenlicht ist heute eine tragende Säule unseres Energiesystems. Doch wie schnell kommen die Module tatsächlich aufs Dach? Wo geht die Arbeitszeit hin – und welche Prozesse fressen die meiste Energie? Ein Erfahrungsbericht aus hunderten Projekten.

Die technischen Komponenten einer PV-Anlage werden immer günstiger: Module kosten heute kaum mehr als eine OSB-Platte, und auch Wechselrichter und Speicher fallen Jahr für Jahr im Preis. Die Industrie hat ihre Prozesse hochgradig automatisiert – immer mehr Leistung mit immer weniger Personal.

Doch warum läuft die Errichtung nicht reibungsloser?

Ganz anders sieht es bei der Projektierung und Netzanbindung von PV-Anlagen aus. Hier wird es von Jahr zu Jahr aufwendiger: immer komplexere technische Anschlussbedingungen (TAB), immer verschachteltere EEG-Vorgaben, immer zähere Abläufe bei den Netzbetreibern. Das kostet Zeit, Geld und Nerven – vor allem bei neuen Anlagen ab 30 kWp.

Hat man endlich eine positive Netzzusage, geht es zunächst flott: Nach Dach- und Statikprüfung folgt die Umsetzung, meist in rund vier Wochen – abhängig von Lieferzeiten und der Verfügbarkeit des Montageteams.

Dann beginnt das Warten.
Die Anlage ist fertig, bezahlt, im Marktstammdatenregister registriert – doch der Netzanschluss lässt auf sich warten. Wochen, manchmal Monate vergehen, bis sich der Netzbetreiber meldet.

Ab jetzt heißt es: immer wieder nachhaken, an die Inbetriebnahme „erinnern“, Formulare hochladen, Portale bedienen. Telefonisch jemanden zu erreichen, ist Glückssache. Der Grund: „Personalmangel“.

Dabei dauert der eigentliche Anschluss – inklusive Prüfung der Fernsteuerbarkeit oder Netztrennung – selten länger als ein bis zwei Stunden.

Wir – und alle, die PV-Anlagen zwischen 30 und 900 kWp betreiben – fragen uns daher:

  • Warum bekommt ein Stromkunde seinen Zähler binnen weniger Tage, während der Stromerzeuger monatelang warten muss?

  • Warum müssen PV-Anlagen auf die dritte Nachkommastelle wattgenau registriert werden, während Großverbraucher völlig unbürokratisch angeschlossen werden?

  • Warum funktionieren in Nachbarländern einfache Smart Meter, während wir hier auf teure, veraltete Technik setzen?

  • Warum müssen wir für 5 kWh Standby-Verbrauch im Jahr einen eigenen Stromvertrag mit Grundgebühr abschließen (Kosten: 1,75 € Strom, bis zu 120 € Grundgebühr)?

  • Und warum drohen bei kleinsten Versäumnissen empfindliche Strafen für Betreiber, während Netzbetreiber seit 15 Jahren Verzögerungen mit „mangelndem Personal“ rechtfertigen – ohne jede Konsequenz?

Diese asymmetrische Gerechtigkeit ist frappierend.

Liegt es vielleicht daran,

  • dass die Energiewende für manche Netzbetreiber nur ein Lippenbekenntnis ist, weil sie ihr eigenes Geschäftsmodell gefährdet?

  • dass viele Energiepolitiker:innen eher Interessenvertreter der Energiewirtschaft als der Bürger:innen sind?

  • dass mit veralteter Messtechnik und Grundgebühren weiterhin Geld verdient wird?

  • oder dass lange Wartezeiten Investoren abschrecken – ganz im Sinne derer, die keine echte Energiewende wollen?

Nirgends ist die Diskrepanz zwischen Reden und Handeln größer als in der Energiewirtschaft – und folglich in der Energiepolitik.

Unser Fazit:
Lassen Sie sich nicht täuschen. Folgen Sie dem Geld – Follow the Money.
Wer profitiert von Gaskraftwerken, Netzumbau, Ersatztechnik und Mini-Verträgen? Wer sitzt für wen im Parlament? Die Antwort ist oft nur einen Klick entfernt.

Für alle, die sich nicht hinter’s Licht führen lassen:

Schema des Verwaltungsverfahrens zum Netzanschluss im EEG 2023.

Dieses kleine Gerät, ein Datenlogger, kann mehr als ein Smart Meter und ist beim Verein seit 2 Jahrzehnten bei 400 Projekten im Einsatz.

Dieser Zähler wird für den Bezugsstrom einer PV-Anlage „gebraucht“. Er zählt den Stand-By-Verbrauch, der etwa 0,005 % der Solarproduktion ausmacht und dem Anlagenbetreiber den Netzstrom für über 10 € pro kWh verkauft.