Strombedarf – Altmaier verrechnet sich

Jetzt rächt sich die Blockadepolitik beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Deutschland braucht künftig viel mehr Strom, als der Wirtschaftsminister bisher auf der Rechnung hatte.

Peter Altmaier (CDU), der seit Jahren beim Zubau der Erneuerbaren auf der Bremse steht, hat am 13. Juli die Prognose für den künftigen Strombedarf nach oben korrigiert. Mehr Strom erfordert aber auch erheblich mehr Wind- und Solaranlagen, um die Klimaziele zu erreichen.

Der erwartete Bedarf an elektrischer Energie ist eine brisante Zahl, denn davon ist die Energiepolitik abhängig. Doch das Wirtschaftsministerium hat jahrelang den benötigten Strombedarf kleingerechnet, um ambitioniertere Ziele beim Ausbau der Erneuerbaren zu verhindern. Die Energiewirtschaft soll möglichst lang beim Alten bleiben können, dafür haben sich mächtige Lobbyisten der alten Energien eingesetzt.

Altmaier war von einem weitgehend gleichbleibenden Bedarf ausgegangen, als es um die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ging. Dieses Jahr wird Deutschland etwa 580 Terawattstunden (Milliarden Kilowattstunden) verbrauchen. Doch in knapp neun Jahren wird das auf 645 bis 665 Terawattstunden steigen. Das hat das Prognos-Institut im Auftrag des Ministeriums errechnet. (>>https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2021/07/20210713-erste-abschaetzungen-stromverbrauch-2030.html)

Perspektivisch werde die Energieversorgung im Kern auf zwei Energieträgern beruhen: auf Strom aus erneuerbaren Energien und auf Wasserstoff, der aus erneuerbar hergestelltem Strom erzeugt werde, sagt nun der Minister. 14 Millionen E-Autos, sechs Millionen Wärmepumpen und 30 Terawattstunden Strom für grünen Wasserstoff sind bisher prognostiziert.

Mit 645 bis 665 Terawattstunden werde die neue Schätzung allerdings weiterhin nicht dem Markt gerecht. Hierfür seien rund 100 Terawattstunden mehr nötig, mahnt Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).

Deutschland braucht unbürokratische Lösungen und Förderungen für viel mehr dezentrale Solar- und Windkraftanlagen, grünen Wasserstoff, Ladesäulen, Batteriespeicher, Pumpwasserkraftwerke und andere Zukunftstechnologien. Nur so können wir die Energiewende schaffen, wenn fossile und atomare Energien nicht mehr zur Verfügung stehen und die Klimakrise immer stärker spürbar wird. Das ist die Zukunft!