Sonnenland Deutschland

Teilweise scheint sie über 1.000 Stunden im Jahr – die Sonne über Deutschland. Das merkt man auch bei der Stromerzeugung. Doch viele Potenziale werden noch nicht genutzt.

Die rund 2 Millionen hiesigen PV-Anlagen lieferten 2020 über 50 Milliarden Kilowattstunden Strom. Doch es könnte noch weit mehr sein, es gibt noch viel Platz für die Solarstromerzeugung.

1.600 Quadratkilometer Dachflächen standen 2015 für die Nutzung bereit – das entspricht der Fläche von 225.000 Fußballfeldern. Rund 250 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom könnten dort erzeugt werden, also etwa die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs.

Unter Einbeziehung neuer Techniken (z.B. PV-Dachziegel, PV-Folien, speziell geformte Module, ...) sowie geeigneter Gebäudefassaden (wie z.B. das Ärztehaus am Marburger Hauptbahnhof, das eine wunderschöne Solarfassade erhält) verdreifacht sich das Solarpotenzial sogar. Für die Solarnutzung geeignete Gebäudeflächen sind also reichlich vorhanden.

Doch derzeit werden in Deutschland gerade einmal 2,5 % des Potenzials der Gebäude für die Sonnenstromerzeugung genutzt. Auch neue Dächer werden noch zu wenig genutzt.

Da liegt der Gedanke nahe, die Nutzung von Solarenergie auf Dachflächen bei Neubauten zur Pflicht zu machen. Das hessische Vellmar tat dies bereits vor 20 Jahren, es folgten Waiblingen und Tübingen. Vor kurzem haben auch die ersten Bundesländer eine Solarpflicht beschlossen, etwa Hamburg, Baden-Württemberg und Bremen (die Ausweitung auf Dachsanierungen ist dort schon angelegt).

Auch in Berlin hat der Senat ein entsprechendes Gesetz inzwischen verabschiedet, in Schleswig-Holstein und Bayern wird darüber diskutiert. Die Forderung nach einer bundesweit einheitlichen Regelung der Solarpflicht wird immer lauter.

Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes hat verschiedene Ausgestaltungsoptionen für eine bundesweite Solarpflicht bei Neubauten oder Dachsanierungen verglichen. Fazit: Der Gesetzgeber sollte sicherstellen, dass die Solarnutzung für Hausbesitzer wirtschaftlich zumutbar ist.

Es wird deshalb eine Nutzungs- und Katasterpflicht vorgeschlagen. Die Hausbesitzer könnten sich dann entscheiden, eine PV-Anlage selbst installieren zu lassen oder ihre Dachfläche in ein Verpachtungskataster einzutragen, damit die Fläche für den Bau und Betrieb einer Solaranlage von Dritten gepachtet werden kann.

Das Thema ist unter den Landesregierungen parteiübergreifend konsensfähig. Neben dem Klimanutzen würde eine bundesweite Solarpflicht für Neubauten auch einen dynamischen Markt für Dienstleister entstehen lassen. Der Markt von Solarsystemen könnte so erheblich gestärkt und der Förderbedarf verringert werden – das wäre ein nachhaltiger und wirtschaftlicher Fortschritt.