Sonne kann auch Kerosin produzieren

Die Sonne ist immer für eine Überraschung gut. Jetzt wird aus ihrer Energie auch der Flugzeugtreibstoff Kerosin gemacht.

Flugscham? Das hat sich wohl bald erledigt. Wer in den Urlaub oder zu Geschäftsterminen den Flieger nehmen will, kann dies bald klimaneutral tun. Greta Thunberg, die schwedische Umweltaktivistin, müsste dann auch nicht mehr zwei Wochen über den Atlantik schippern, um eine Klimakonferenz zu besuchen.

In der Nähe von Madrid, in Móstoles, funktioniert der weltweit erste Reaktor, der aus Sonne, Wasser und Kohlendioxid Kerosin herstellt. Der Chemie-Ingenieur Manuel Romero ist stolz auf die  Anlage, die er mit Kollegen aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und Slowenien auf den Weg gebracht hat. Es ist der erste Reaktor, der mit Solarkraft Kerosin erzeugt.

Kerosin ist eigentlich besonders klimaschädlich. „Sun-to-liquid“, wie das Projekt heißt, ist eine CO2-neutrale Lösung, die besonders wenig Ressourcen und Fläche verbraucht, in Vergleich zu anderen Bio-Kerosin-Projekten. Für Bio-Kerosin „müssen Wälder abgeholzt werden, um die Rohstoffe anzubauen“, sagt Romero. „Zudem werden durch die massive Nachfrage nach bestimmten Pflanzen die Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben.“

Für Sun-to-liquid-Kerosin braucht man dagegen nur Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid. Wird das CO2 aus der Luft entnommen, können die später beim Flug erzeugten Schadstoffe ausgeglichen werden, der Kraftstoff ist dann klimaneutral.

Die ETH Zürich hat den Katalysator im Solar-Reaktor entwickelt, mit dessen Hilfe erst synthetisches Gas erzeugt wird. Das Gas wird dann mit einer nach den deutschen Erfindern Franz Fischer und Hans Tropsch benannten Methode verflüssigt, daher kommt der Begriff „Sun-to-liquid“.

Manuel Romero freut sich: „Für mich ist es der krönende Abschluss meiner Karriere als Wissenschaftler und schon allein deswegen bin ich pro-europäisch. Denn ohne die sieben Millionen Euro EU-Fördergelder und die Zusammenarbeit von so vielen Experten wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.“

Durch die Sonne könnte Fliegen umweltfreundlicher werden