Solarer Marktwert steigt

Der Marktwert Solar ist im Juni auf rund 19 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Auch der Überschuss auf dem EEG-Konto wuchs – auf über 16 Milliarden Euro.

Laut Energy Charts, ein Service des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), holte die Photovoltaik im Juni 2022 einen Ertragsrekord: Die PV-Anlagen lieferten 8,058 Terawattstunden (TWh, 1 TWh = 1 Milliarde Kilowattstunden) Strom, so viel wie nie zuvor in einem Monat. Der Anteil des Sonnenstroms an der Nettostromerzeugung lag demnach bei 21,2 Prozent. Nur die Braunkohle lag mit einem Anteil von 23,9 Prozent knapp darüber.

Insgesamt trugen die verschiedenen erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr '22 rund 130 TWh zur öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland bei, hinzu kamen etwa 122 TWh aus nicht erneuerbaren Energien. Der Anteil der Erneuerbaren lag demnach bei 51,6 Prozent, ihr Anteil an der Last bei 52,3 Prozent.

Der solare Marktwert ist für alle PV-Anlagen relevant, die noch vom EEG gefördert werden. Er gibt die durchschnittlichen Erlöse des Solarstroms an der Börse wieder, die mit der Direktvermarktung in dem jeweiligen Monat zu erzielen waren. Das Grundprinzip: Liegt dieser Marktwert tiefer als die EEG-Vergütung, finanziert der Netzbetreiber die Differenz aus dem EEG-Umlagekonto. Das war zuletzt nicht mehr nötig. Die Monatswerte sind seit September '21 zweistellig und übertreffen damit die Höhe der EEG-Förderung.

Mit den hohen Marktwerten steigen auch die Einnahmen auf dem EEG-Konto. Im Mai gingen 1,754 Milliarden Euro auf das Konto, im Juni waren es bereits 1,999 Milliarden Euro. Dem standen im Juni Ausgaben in Höhe von 1,582 Milliarden Euro gegenüber (Mai: 1,274 Milliarden Euro). Der Saldo des EEG-Kontos beträgt damit plus 417 Millionen Euro. Der Kontostand wächst insgesamt auf 16,087 Milliarden Euro an (Mai: 15,669 Milliarden Euro).

Der hohe Anteil von Strom aus Photovoltaik und Wind ist nicht nur gut fürs Klima, sondern sorgt auch für finanzielle Entlastung. Laut Energy Charts hat jedes zusätzliche Gigawatt an Solar- oder Windstrom im ersten Halbjahr 2022 den Day-Ahead-Börsenstrompreis im Durchschnitt um vier Euro je Megawattstunde gesenkt.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) weist darauf hin, dass Deutschland im ersten Halbjahr 2022 massiv Strom nach Frankreich exportiert hat. Die überdurchschnittlich hohen Temperaturen hätten dazu geführt, dass sich die Gewässer in Frankreich aufwärmten und viele Atomkraftwerke wegen Kühlungsproblemen ihre Leistung herunterfahren mussten. „Jetzt müssen Erneuerbare-Energien-Anlagen aus Deutschland den angeschlagenen Atomkraftwerken verstärkt unter die Arme greifen und Strom nach Frankreich liefern“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter.

„In der im Zuge der Gaskrise wieder aufgewärmten Debatte über den Atomausstieg wird hierzulande immer noch so getan, als sei die Atomenergie ein Garant für eine sichere Stromversorgung“, so Peter weiter. Dabei stammt rund die Hälfte der nuklearen Brennmaterialien aus Russland. „Deutschland tut also gut daran, aus dieser unzuverlässigen und riskanten Technologie auszusteigen und stattdessen in den Erneuerbaren-Energiemix zu investieren.“

Die Energiewende beschleunigt sich, doch sie muss zum schnellen Erreichen einer klimafreundlichen und sicheren Versorgung noch sehr viel mehr Tempo aufnehmen. Dies muss einerseits durch politisch gesteuerte günstige Rahmenbedingungen geschehen. Aber enorm wichtig ist vor allem das Engagement aller Bürgerinnen und Bürger, die in eine lebenswerte Zukunft investieren und die daraus entstehenden wirtschaftlichen Vorteile schnell genießen wollen.


Mehr dazu:

https://www.pv-magazine.de/2022/07/05/energy-charts-photovoltaik-anlagen-erzeugten-im-juni-gut-acht-terawattstunden-solarstrom/
https://www.pv-magazine.de/2022/07/11/marktwert-solar-steigt-im-juni-auf-knapp-19-cent-pro-kilowattstunde/