Sieg nach 44 Jahren: Gorleben ist raus

Das Atommüllendlager Gorleben ist endgültig Geschichte, es wird geschlossen. Das Wendland war nie als Lagerort für Atommüll geeignet. Nach 44 Jahren hat die Anti-AKW-Bewegung ihr Ziel erreicht.

Aus geologischen Gründen nicht für die dauerhafte Lagerung von Atommüll geeignet, sagt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Jetzt wird das Salzgestein wieder dorthin verfrachtet, wo es vor Jahrzehnten herausgeholt wurde. „Das Kapitel Endlager Gorleben wird ab dem heutigen Tag geschlossen“, kommentiert Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) am 19.9.2021.

Er hoffe, dass in der Region nun die Wunden aus dem jahrzehntelangen Streit um Gorleben heilen können. Doch frei von nuklearen Altlasten ist der Standort damit noch lange nicht. Im Gorlebener Zwischenlager, ganz in der Nähe der Schachtanlage, wird weiterhin in Castorbehältern stark strahlender Atommüll stehen, mindestens bis 2050.

Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) wählte den Standort an der früheren innerdeutschen Grenze 1977 aus, obwohl er, wie sich später herausstellte, auf einer Liste von geeigneten Salzstöcken nur unter „ferner liefen“ stand. Offenbar hatte die abgeschiedene Lage der dünn besiedelten Region den Ausschlag gegeben.

Es formierte sich schnell und dauerhaft Widerstand in der Region gegen das geplante „nationale Entsorgungszentrum“ aus Endlager, Zwischenlager und Wiederaufarbeitungsanlage. Später eskalierten die Proteste, als Castortransporte mit Atommüll auch aus La Hague und Sellafield in das in Gorleben entstandene zentrale Zwischenlager geschafft wurden.

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt hat sich schon 1983 für eine alternative Standortsuche ausgesprochen. Doch das musste auf politischen Druck aufgegeben werden. Neu im Text des Gutachtens tauchte dann das Kunstwort auf, Gorleben sei „eignungshöffig“: Es besteht Hoffnung auf Eignung.

In Gorleben wurde nach 1983 das Bergwerk ausgebaut, offiziell nur zur „Erkundung“. Insgesamt kostete das Projekt 1,9 Milliarden Euro, finanziert von Stromkonzernen, also durch Stromkunden. Alleine die Offenhaltung nach dem 2012 vom Bund verfügten Baustopp schlug mit 20 Millionen pro Jahr zu Buche. Die Kosten für den nun anstehenden Rückbau sind offen.