Der Anteil des grünen Stroms an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 65 Prozent. Die Erzeugung aus fossilen Energieträgern ist weiterhin rückläufig. Auch die Börsenstrompreise setzen ihren Abwärtstrend fort. Das geht aus den Halbjahresdaten zur öffentlichen Nettostromerzeugung hervor, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE vorgestellt hat.
Windenergie war erneut die stärkste Stromquelle mit 73,4 TWh gegenüber 66,8 TWh im ersten Halbjahr 2023. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 34,1 Prozent, wobei 59,5 TWh an Land und 13,8 TWh auf dem Meer erzeugt wurden.
Photovoltaikanlagen speisten 32,4 TWh ins Netz ein, ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1. HJ 2023: 28,2 TWh). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg auf 11,3 TWh (1. Hj. 2023: 8,9 TWh), die Biomasse hatte einen leichten Rückgang von 21,6 TWh auf 20,8 TWh. Insgesamt wurden 140 TWh aus erneuerbaren Quellen erzeugt, womit ein neuer Rekord erreicht wurde. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Last (das ist die Summe aus Stromverbrauch und Netzverlusten) stieg auf 60 Prozent (Vorjahr: 55,7 Prozent).
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2024 215 TWh Strom erzeugt (222 TWh im 1. Hj. 2023). Der Anteil der fossilen Energien ging dabei weiter zurück, von 39,6 Prozent auf 35,0 Prozent. Mit 75 TWh wurde so wenig Strom aus Kohle, Erdgas, Öl und nicht-erneuerbarem Müll erzeugt wie nie zuvor. Seit 2015 ist die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen um 56 Prozent gestiegen, die Erzeugung aus fossilen Quellen dagegen um 46 Prozent gesunken.
Im ersten Halbjahr 2024 wurden im Saldo 11,3 TWh Strom importiert (1. Hj. 2023: 0,8 TWh Export im Saldo). Die Stromimporte kamen aus Skandinavien (Dänemark, Schweden und Norwegen), Frankreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden. Durch die günstigen Strompreise der Wind- und Wasserkraft in Skandinavien waren Stromimporte billiger als Strom aus deutschen Kohle- und Gaskraftwerken. Exportiert wurde Strom nach Österreich, Tschechien, Luxemburg und Polen.
Preise gehen zurück
Die Börsenstrompreise sanken stark von 100,54 Euro/Megawattstunde (MWh) auf 67,94 Euro/MWh. „Der Effekt von sinkenden Börsenstrompreisen wird sich mittelfristig in Strompreisen von privaten und industriellen Endkunden zeigen“, sagt Dr. Bruno Burger, leitender Wissenschaftler bei den Energy-Charts am Fraunhofer ISE. Stark rückläufig war auch der Preis für Erdgas, der von 44,99 Euro/MWh auf 29,71 Euro/MWh sank. Beide Preise nähern sich damit weiter dem Preisniveau in den Jahren vor dem Ukrainekrieg an. Auch die Kosten für CO2-Emissionszertifikate gingen zurück: von 86,96 auf 63,60 Euro pro Tonne CO2.
Nach einem Rekord-Zubau von 15,3 Gigawatt (GW) Solarleistung 2023 ist der Photovoltaik-Zubau auch 2024 weiterhin stark: bis Ende Mai wurden 6,2 GW installiert. Der geplante gesamte Ausbau für 2024 beträgt 12,5 GW. Die gesamte installierte PV-Leistung liegt damit bei 88,9 GW. Der Windkraft-Zubau ist sehr schwach und liegt weit hinter den Ausbauzielen für 2024 zurück: an Land kam nur 0,8 GW neue Leistung hinzu, auf dem Meer nur 0,2 GW. Die Gesamt-Ausbauziele für 2024 liegen bei 7 GW Onshore und 1 GW Offshore.
Der Ausbau elektrischer Energiespeicher, ein wichtiger Faktor für den untertägigen Ausgleich der erneuerbaren Stromerzeugung, schreitet voran: 2024 gingen bisher Speicher mit einer Leistung von 1,8 GW und einer Kapazität von 2,5 GWh neu ans Netz. Die installierte Leistung der Batteriespeicher ist mit 9,9 GW nun gleich groß wie die installierte Leistung der Pumpspeicher. Bei der Speicherkapazität liegen die Batteriespeicher bei 14,4 GWh und die Pumpspeicher bei 40 Gwh.
Mehr dazu vom Fraunhofer ISE:
Ausführliche Analyse der Stromerzeugung 2024: Erstes Halbjahr [ PDF 11,78 MB ]