Plant Habeck Sofortprogramm für Photovoltaik?

Die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen ist zurzeit massiv bedroht. Seit Anfang 2020 haben sich die Systempreise um rund 20% erhöht. Im selben Zeitraum sank die EEG-Vergütung um 35%. Reine Netzeinspeisung ist bereits unwirtschaftlich, auch Eigenverbrauchsanlagen rechnen sich nur noch unter besonderen Umständen. Wie plant Habeck den Ausbaupfad im Koalitionsvertrag von 16 GWp pro Jahr zu erreichen?

Eine kürzlich vom Umweltbundesamt herausgegebene und vom Öko-Institut verfasste Studie zur Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Dachanlagen kommt zu ernüchternden Ergebnissen. Aufdachanlagen zur reinen Netzeinspeisung sind schon heute unwirtschaftlich. Nur Anlagen mit hohem Eigenverbrauch und guten Stromlieferverträgen sind heute noch wirtschaftlich zu betreiben.

Schuld ist nach wie vor der vom Verein schon bei seiner Einführung heftig kritisierte „Atmende Deckel“. Dieser nett benannte Mechanismus von Vorgänger Altmaier sollte den Deckel auf den Erneuerbaren halten und den fossilen Energieträgern ihr Auskommen sichern. Er sorgt momentan für jährlich 17% Ertragsrückgang bei neuen PV-Anlagen.

Der Autor der Studie, David Ritter, meldet sich jetzt zu Wort und schlägt vier Maßnahmen vor, die noch vor einer – vermutlich grundlegenden – Renovierung des EEG für Aufdachanlagen kommen müssen:

1.    Kurzfristig Degression (monatliche Vergütungsabsenkung) aussetzen.
2.    Einmalige Vergütungsanhebung um mindestens 1,5 ct/kWh.
3.    Vergütungsaufschlag von 4 - 4,5 ct/kWh für Volleinspeisung.
4.    „Atmenden Deckel“ abschaffen und durch „Atmende Hebebühne“ ersetzen.

Diesen Punkten möchte der Verein, der das tägliche Stop-and-Go veränderter Rahmenbedingungen seit 2003 kennt, noch hinzufügen: Das Ankündigen von Verbesserungen sorgt immer für akute Marktlähmung. Jeder wartet auf die besseren Zeiten. Dies führt spontan zum genauen Gegenteil des Erwünschten, wird also den Zubau gänzlich zum Erliegen bringen.

Wir bitten also Robert Habeck: Die oben genannten Maßnahmen mit „sofortiger Wirkung“ oder besser noch rückwirkend umsetzen. Das schützt die Branche vor einem Markteinbruch, der Marktteilnehmer, Investoren und Effizienz kostet.


Links:
Hier kann man die Studie „Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Dachanlagen“ herunterladen: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/wirtschaftlichkeit-von-photovoltaik-dachanlagen
Artikel im Blog des Öko-Instituts: https://blog.oeko.de/vier-massnahmen-die-photovoltaik-dachanlagen-wieder-wirtschaftlich-machen/

Bild Habeck: © Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Was wird in diesen Gebäuden in der Hannoverschen Straße geplant?

Anlagen mit reiner Netzeinspeisung sind zur Zeit unwirtschaftlich (hier: Bürgersonnenkraftwerk Kirchhain Feuerwehr).