Optimierter Stromeinkauf für Kommunen

Das vom Main-Taunus-Kreis entwickelte „Bilanzkreismodell“ ermöglicht Kommunen, sich von Dritten oder sich selbst Strom liefern zu lassen, obwohl Stromverbrauch und Stromerzeugung in verschiedenen entfernten Gebäuden stattfinden.

Der Trick besteht in der Einbindung des örtlichen Netzbetreibers, meist der Stadtwerke. Verfügt dieser über einen eigenen Bilanzkreis, kann die Energie von Photovoltaik-, Wind- oder Blockheizkraftanlagen über das öffentliche Netz geleitet und an anderer Stelle im Ort wieder entnommen werden. Dazu ist ein spezieller Stromliefervertrag nötig, in der Branche „Power Purchase Agreement“, kurz PPA, genannt. In der Spielart „Corporate PPA“ wird der Strom in Liegenschafen einer Organisation (Kommune) produziert und in anderen Liegenschaften dieser Organisation verbraucht. Dazu wird er physikalisch über das öffentliche Netz geleitet.

Schon lange liefert der Verein Sonneninitiative e.V. Strom von Bürgersonnenkraftwerken an die Gebäude, auf denen diese Anlagen montiert sind. Hierfür schließt der Verein schon über 10 Jahre lang Stromlieferverträge mit den Gebäudebetreibern ab. Diese sogenannten „On-Site PPAs“ funktionieren aber nur, wenn der Strom nicht über ein öffentliches Netz geleitet werden muss.

Nun passiert es aber immer wieder, dass zum Beispiel Strom von einer Anlage auf einer Kita nachmittags ins Netz eingespeist werden muss, obwohl das Rathaus diesen Strom zu dieser Zeit noch brauchen könnte. Die Kita-Anlage verkauft den Strom dann günstig ins Netz, während das Rathaus teuren Netzstrom zukaufen muss. Ein schlechtes Geschäft für die Kommune.

Wäre es nicht besser, den Strom durch das Netz des Netzbetreibers zu leiten und selbst zu nutzen? Ja, das funktioniert tatsächlich, indem der Kreis, die Stadt oder die Gemeinde zum Teil eines Bilanzkreises wird, also sozusagen zu einem einzigen virtuellen Gebäude. Alle Stromverbraucher und -erzeuger arbeiten dann an oder in diesem Gebäude. Erst wenn in Summe mehr Strom benötigt als produziert wird, muss Strom zugekauft werden. Erst wenn in Summe mehr Strom produziert als benötigt wird, wird der Strom an den Netzbetreiber verkauft.

Daniel Philipp vom Main-Taunus-Kreis, auf dessen Liegenschaften der Verein ebenfalls Bürgersonnenkraftwerke betreibt, hatte das Modell zusammen mit der Süwag Energie AG entwickelt. Die explodierenden Strompreise sorgen jetzt dafür, dass es von immer mehr Kommunen übernommen wird. Auch der Verein bietet Kommunen solche Konzepte an. Zunächst wird der Verein die ohnehin schon laufenden PPAs prüfen, ob eine Umstellung der bestehenden On-Site PPAs auf Corporate-PPAs sinnvoll und möglich ist. Melden Sie sich gerne bei christian.quast@sonneninitiative.de wenn Sie den Stromeinkauf Ihrer Kommune optimieren wollen!

Kommunen – aber auch Unternehmen – können sich selbst beliefern, auch wenn die Energieerzeugung nicht auf oder am Gebäude stattfindet.

Das Bilanzkreismodell sorgt für einen Erneuerbare-Energien-Boom im Main-Taunus-Kreis. Denn plötzlich passen die Puzzelteile zusammen.