Klimaziele werden deutlich verfehlt

Mit „Business as usual“ gerät die Energiewende ins Stocken. Die Kanzlerkandidaten Laschet, Scholz und Baerbock müssen jetzt ihre Strategien für den Schutz des Klimas klar benennen.

Die aktuelle Kurzstudie von Agora Energiewende zur Klimabilanz Deutschlands unterstreicht nach Ansicht der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch die Notwendigkeit für sofortiges Handeln. Christoph Bals von Germanwatch: „Deutschland hat dieses Jahr absehbar den größten CO2-Anstieg seit 1990, die Klimaziele drohen massiv verfehlt zu werden. Jetzt tritt der Fall ein, vor dem das Bundesverfassungsgericht gewarnt hat: Die knappe Zeit wird verspielt, so dass ohne Sofortmaßnahmen bald nur noch die missliche Alternative zwischen harter Wende mit Einschränkungen für alle und massiven Klimafolgen bliebe. Beides würde die Grund- und Freiheitsrechte stark einschränken.“

Hauptverursacher des Emissionsanstiegs sei die Kohleverstromung, sagt Bals. „Das Klimakabinett muss umgehend Maßnahmen ergreifen, um die Volllaststunden der dreckigsten Kohlekraftwerke zurückzufahren. Darüber hinaus müssen Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock jetzt noch vor der Bundestagswahl darlegen, wie sie Deutschland mit einem Klima-Sofortprogramm im nächsten Jahr wieder auf einen Pfad zum Erreichen der Klimaziele bringen wollen.“

Sofortiges Gegensteuern nötig

Deutschland hat sich ein Klimaziel von minus 65 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990 gesetzt. „Wer ernsthaft vom 1,5-Grad-Limit sprechen will, der muss den Kohleausstieg bis 2030 abschließen“, betont Bals. Die Agora-Studie zeige zudem, dass der Emissionsanstieg nicht allein durch Nachholeffekte erklärbar sei, sondern durch strukturelle Defizite bei der Umsetzung der Energiewende. „Der seit Jahren politisch verschleppte Ausbau der Wind- und Solarenergie macht sich nun schmerzhaft bemerkbar.“

Bals: „Wir erwarten von jeder Partei, die zur Bundestagswahl antritt, dass sie erklärt, wie ihre Marschroute für den notwendigen Strukturwandel aussieht. Der Wahlkampf muss zum Wettstreit der besten Ideen für die Bewältigung der Klimakrise werden.“ Ein wirksames Klimaschutzkonzept müsse alle Sektoren auf Kurs bringen – neben Energie vor allem auch Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und Gebäude. „Die Antworten müssen die Parteien jetzt konkret und wissenschaftlich nachvollziehbar liefern. Das politische Wettrennen ist eröffnet.”


Quellen:  

Germanwatch.org/de/20600
agora-energiewende.de/presse/neuigkeiten-archiv/deutschland-steht-2021-vor-dem-hoechsten-anstieg-der-treibhausgasemissionen-seit-1990/