Klimaschutz-Index: Deutschland nur mittelmäßig

Kein anderes Land in der EU stößt mehr Treibhausgase aus als Deutschland. Bei den Emissionen pro Kopf rangieren wir unter den Top 40 weltweit.

Der von Germanwatch und dem NewClimate Institute vorgelegte Klimaschutz-Index zeigt es deutlich: Kein einziges Land ist auf dem Pfad zu den Pariser Klimazielen, die ersten drei Plätze des Rankings bleiben frei, dann kommen Schweden, Großbritannien und Dänemark. Deutschland verbessert sich leicht auf Rang 19. Schlusslicht sind die USA, hinter Saudi-Arabien.

Klimaschutz-Index 2021: https://germanwatch.org/de/19552

2019 wurden in Deutschland etwa 805 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen – das ist fast ein Viertel des gesamten EU-Ausstoßes. Pro Kopf verursachte jeder Deutsche 2019 nach EU-Daten 8,5 Tonnen CO2, EU-weit sind es 6,5 Tonnen. Immerhin: Zwischen 1990 und 2019 ist der Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland um etwa 36 Prozent zurückgegangen. Den größten Anteil daran hatte die Energiewirtschaft.

Schade: Die neue EEG-Reform ist enttäuschend, der Ausbau von Windkraftanlagen an Land stockt, der Ausstieg aus der Kohleenergie kommt zu spät (viele andere Länder sind fortschrittlicher) und die Emissionen im Verkehr verharren auf dem Stand der 90er Jahre. Doch immerhin: Im 1. Halbjahr 2020 kamen fast 52 Prozent des Stroms von Erneuerbaren, ein Jahr zuvor waren es noch gut 43 Prozent – dem Bürgerengagement sei Dank.

Doch um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, müsste der jährliche Zubau bei Wind und Sonnenenergie „etwa zweieinhalbmal so hoch sein, wie es die Ziele der Bundesregierung momentan vorsehen und etwa viermal so hoch wie im Durchschnitt der Jahre 2018 und 2019“, sagt Annika Tönjes vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

Und die politischen Klimaambitionen? Berlin ist für eine Reduktion der Klimagase in der EU um 55 Prozent bis 2030 (im Vergleich zu 1990) und für Klimaneutralität bis 2050. Klimaschützer bezweifeln aber stark, dass diese angestrebten Anstrengungen ausreichen.

Prof. Ottmar Edenhofer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK): „Es reicht nicht, immer neue Klimaziele zu setzen, sondern wir brauchen konkrete Maßnahmen, um diese auch zu erreichen.“ Anders gesagt: Bürokratie und rechtliche Rahmenbedingungen, wie z.B. das EEG, müssen so gestaltet werden, dass der Anreiz zum Ausbau der Erneuerbaren größer wird.