Globale Energiewende – die Aussichten

Die weltweiten Klimaziele sind noch nicht auf dem 1,5°C-Pfad, selbst wenn alle Länder ihre derzeitigen Versprechen einhalten.

Die Energiewende nimmt weltweit immer mehr Fahrt auf. Erneuerbare Energien und Dekarbonisierungstechnologien werden voraussichtlich fast das gesamte Investitionswachstum im Energiesektor ausmachen. Die Nachfrage nach Öl wird um 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Die Kosten für Solarenergie haben sich seit 2017 halbiert, für Windenergie sind sie um ein Drittel gesunken. Bereits heute sind 61% der neu installierten erneuerbaren Kapazitäten preiswerter als die fossilen Alternativen.

Auch die Batteriekosten haben sich in den letzten vier Jahren nahezu halbiert. Doch trotz der klaren Anzeichen für eine Beschleunigung der Energiewende reicht das Tempo immer noch nicht aus, um das angestrebte 1,5°C-Ziel zu erreichen. Selbst mit den aktuellen Regierungsverpflichtungen der untersuchten 64 Länder, die mehr als 89 Prozent der weltweiten Emissionen abdecken, sowie den prognostizierten Technologietrends, könnte die globale Erwärmung bis 2100 voraussichtlich 1,7 bis 2,4°C betragen. Dies sind die zentralen Ergebnisse der am 26.04.22 von McKinsey & Company veröffentlichten „Global Energy Perspective 2022“. >>hier

Die Berechnungen wurden vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Zeitraum von August 2021 bis Februar 2022 durchgeführt. Deshalb spiegeln sie derzeit noch nicht die Auswirkungen des Kriegs auf die globalen Energiemärkte wider.

Um die globalen Netto-Null-Ziele zu erreichen, müsste die Transformation des Energiesystems erheblich schneller erfolgen. McKinsey rechnet mit einer raschen Verschiebung des globalen Energiemixes: Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung könnte sich bis 2035 verdoppeln. Die Nachfrage nach Kohle hat ihren Höhepunkt bereits 2020 erreicht. Demgegenüber wird die globale Nachfrage nach Gas voraussichtlich noch um mindestens 10 bis 15 Jahre steigen, um rund 10%.

Alexander Weiss, Senior Partner aus dem Berliner Büro von McKinsey & Company: „Kurzfristig ist Gas der widerstandsfähigste fossile Brennstoff, da es die geringste Kohlenstoffintensität aufweist und in allen Sektoren weit verbreitet ist. Längerfristig sind die Elektrifizierung, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Einführung von grünem Wasserstoff die wichtigsten Ersatzstoffe für Gas.“

Trotz einer Verdoppelung des Weltwirtschaftswachstums und eines erwarteten Bevölkerungsanstiegs von 2 Milliarden Menschen bis 2050 werde der Energieverbrauch sich nur um 15% erhöhen. Dies sei vor allem auf Fortschritte bei der Energieeffizienz in Gebäuden, im Verkehr und in der Industrie sowie auf die Elektrifizierung zurückzuführen, so ein Ergebnis der Studie.

Erneuerbare Energien würden bis 2050 um das Dreifache wachsen und bereits 2030 rund 50% und 2050 rund 80 bis 90% der weltweiten Stromerzeugung ausmachen. Gleichzeitig werde die Wasserstoffnachfrage bis 2050 um das Vier- bis Sechsfache steigen, vor allem im Straßenverkehr, in der Schiff- und in der Luftfahrt.

Um die Energiewende zu beschleunigen, sind McKinsey zufolge sektorübergreifend erhebliche Investitionen in Technologien in der Energieerzeugung nötig – weltweit bis zu 1,6 Billionen Dollar jährlich. Die Investitionen müssten jährlich um 4% steigen, um die Energiewende zu unterstützen. Dabei entfallen rund 70% der Investitionen bis 2035 auf neue Technologien außerhalb des Öl- und Gassektors, wie z.B. die Ladeinfrastruktur für Elektroautos oder die Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen bzw. Wasserstoff. Gleichzeitig könnte der jährliche Gewinnzuwachs in diesen Technologien bis zu 5% betragen, also höher als das Wachstum der zu Grunde liegenden Investitionen.

Jeder Mensch kann etwas für die weltweite Energiewende tun. Ein nachhaltiger Lebensstil und die Förderung klimafreundlicher Energien sind Beispiele dafür. Wir sind es kommenden Generationen schuldig.