Die Abhängigkeit der Atomenergie

Europa will die Unabhängigkeit von russischen Energierohstoffen. Kann die Atomkraft dabei helfen?

Die erneuerbaren Energien können Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffen wie Gas, Öl und Kohle beenden. Atomkraft als Alternative? Eines der weltweit führenden Unternehmen im Urangeschäft ist der russische Staatskonzern Rosatom. Über ein Drittel des globalen Bedarfs an angereichertem Uran für Atomkraftwerke kommt von Rosatom. Und das Uran kommt nicht nur aus Russland selbst. Der Staatskonzern hat in den vergangenen Jahren erhebliche Anteile an Bergbaugesellschaften weltweit übernommen.

2013 übernahm Rosatom mit der kanadischen Uranium One eine der größten Bergbaugesellschaften beim Uranabbau. Rosatom hält 94,4 Prozent der Anteile, der Rest gehört dem russischen Finanzministerium. Außerhalb Russlands ist der russische Staatskonzern an fünf Minen in den USA, drei Minen in Kanada sowie an Projekten in Mosambik und Tansania beteiligt.

In Kasachstan, dem Land mit der weltweit größten Uranförderung, ist Rosatom über Uranium One und seine Tochtergesellschaft UrAsia an vier Uranminen und Vorkommen beteiligt. Mit seinen Beteiligungen ist Rosatom nach Angaben der World Nuclear Association mit einer jährlichen Förderung von 7.122 Tonnen Uran (2020) der zweitgrößte Uranproduzent weltweit, nach dem kasachischen Urankonzern Kazatomprom. Kasachstan gilt als enger Freund Russlands.

Laut PreussenElektra werden die noch laufenden deutschen Atomkraftwerke hauptsächlich mit Uran aus Russland und Kasachstan betrieben. 18 Reaktoren in Finnland, Tschechien, Ungarn, Bulgarien und der Slowakei sind sogar so konzipiert, dass sie nur mit den sechseckigen russischen Brennelementen von Rosatom betrieben werden können.

Nach Angabe von Rosatom beteilige man sich auch am Bau neuer Atomkraftwerke, unter anderem in Bulgarien und Finnland. Es ist anzunehmen, dass auch diese Meiler speziell für die Verbrennung der sechseckigen Brennelemente konzipiert werden.

Die Abhängigkeit vom russischen Uran bringt die EU-Kommission unter Zugzwang. Armin Simon von der Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt sagt: „Die EU-Kommission hat noch vor wenigen Wochen die Aufnahme von Atomkraft und fossilem Gas in die EU-Taxonomie maßgeblich mit Versorgungssicherheitsaspekten begründet. Diese Begründung hat sich für alle sichtbar als falsch herausgestellt. Anders als behauptet, trägt Atomkraft gerade nicht zur Versorgungssicherheit bei.“

Die EU-Kommission will Atomkraft und Gas vorübergehend in die europäische Taxonomie aufnehmen und als nachhaltig einstufen, was es Investoren leichter machen würde, in entsprechende Projekte zu investieren. Im EU-Parlament stellen sich jedoch immer mehr Abgeordnete dagegen. Etwa 200 Parlamentarier lehnen die Taxonomie in dieser Form bereits ab, 100 weitere müssten noch folgen, um den Vorschlag der EU-Kommission zu kippen.

Die Zukunft kann nicht der Atomkraft gehören, auch nicht „übergangsweise“. Nur der extrem beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien ist der Weg zu energetischer Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit, wirtschaftlicher Sicherheit sowie Klima- und Umweltschutz.


Mehr dazu:

https://www.energiezukunft.eu/politik/energiesicherheit-ist-mit-atomkraft-nicht-zu-machen/

https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/atomkraft-schafft-keine-energieunabhaengigkeit-uran-aus-russland-ist-treibstoff-fuer-europaeische-akw/

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/atomkraft/atomkraft_bund_uranatlas_2022.pdf

https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/20220421_Uranatlas_Faktenblatt_Russland.pdf