Deutsche Strombilanz 2022

Das Jahr war von hohen Energiepreisen aber auch einem Wachstum bei den erneuerbaren Energien geprägt. Auch der Stromhandel mit Nachbarländern zog an.

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung lag bei 49,6 Prozent und ihr Anteil an der Last bei 50,3 Prozent. Die Photovoltaik konnte ihren Beitrag zur Stromerzeugung um 19 Prozent steigern, der höchste PV-Zubau seit 2013. Die deutschen PV-Anlagen erzeugten rund 58 Terawattstunden (1 TWh = 1 Milliarde Kilowattstunden) Strom, wovon ca. 53 TWh ins öffentliche Netz eingespeist und 5 TWh selbst verbraucht wurden. Von April bis August und im Oktober war die monatliche Stromerzeugung von PV-Anlagen höher als die von Steinkohlekraftwerken und von März bis September höher als die von Gaskraftwerken.
Nach einer bundespolitisch gewollten Lähmung des Solarzubaus seit Anfang 2010 endlich wieder ein Klimaschutz- und Energiewende-Erfolg! Vielen Dank an alle, die daran mitgewirkt haben.

Für Wind Onshore (Land) war 2022 ein durchschnittliches, für Wind Offshore (Meer) eher ein unterdurchschnittliches Jahr. Zusammen produzierten sie ca. 123 TWh, nach 112 TWh in 2021. Insgesamt am meisten Strom wurde dennoch durch Windenergie erzeugt, gefolgt von Braunkohle, Sonne, Steinkohle, Erdgas, Biomasse, Kernkraft und Wasserkraft. Die Wasserkraft lag aufgrund des heißen und trockenen Sommers in der Erzeugung mit 16 TWh deutlich unter dem Wert von 2021 (19 TWh), die Biomasse mit 42,2 TWh leicht über dem Wert des Vorjahres.

Leider ein Comeback der Kohleverstromung

Der russische Krieg gegen die Ukraine seit Ende Februar führte zu starken Verwerfungen an den Energiemärkten und einem Stopp der Erdgasimporte aus Russland. In ganz Europa führte dies in Kombination mit einem Ausfall der Hälfte der französischen Atomkraftwerke zu hohen Strompreisen. Kompensiert wurde dieser Mangel teilweise durch einen Anstieg der Kohleverstromung, die nach einem seit 2013 rückläufigen Trend nun schon das dritte Jahr in Folge stieg. Die Braunkohle stieg auf 107 TWh (2021: 99 TWh), die Steinkohle auf 56 TWh (2021: 47 TWh). Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung sank dagegen von 52 TWh auf 47 TWh. Durch die Abschaltung der drei Atomkraftwerke Grohnde, Gundremmingen C und Brokdorf sank die Erzeugung aus Kernkraft um 50 Prozent von 65 TWh auf 33 Twh.

Exportüberschuss und Börsenstrompreis stark gestiegen

2022 wurde beim Stromhandel ein Exportüberschuss von ca. 26 TWh erzielt. Das sind 9 TWh mehr als 2021. Der Großteil der Exporte ging nach Österreich (16,0 TWh) und Frankreich (15,3 TWh), die Schweiz (6,6 TWh) und Luxemburg (3,9 TWh). Deutschland importierte Strom aus Dänemark (10,3 TWh), Norwegen (3,7 TWh ) und Schweden (3,1 TWh). Der durchschnittliche Day-Ahead Börsenstrompreis lag bei 23,058 Cent pro Kilowattstunde. Das ist ungefähr das 2,5-fache von 2021 und das 6,3-fache von 2019. (Wegen der Corona-Pandemie kann das Jahr 2020 nicht für Vergleiche genutzt werden.)


Quellen:
energy-charts.info
Eigene Recherchen