Dachflächen unter Strom – aber nicht alle gleich stark

Die Energiewende kommt von oben – aber nicht alle Dächer machen mit. Während kleine PV-Anlagen ausgereizt sind und mittlere stark wachsen, bleiben viele große Dachflächen ungenutzt. Ein Appell an alle, die das ändern könnten.

Der PV-Zubau geht weiter – doch ein genauerer Blick auf die Segmente zeigt: Die Dynamik verteilt sich ungleich. Kleine Anlagen unter 10 kWp, lange Zeit das Rückgrat der Solarwende, verlieren spürbar an Schwung. Nach dem Boom vor wenigen Jahren scheint der private Eigenheimmarkt zunehmend gesättigt.

Ganz anders das mittlere Segment: Aufdachanlagen zwischen 10 und 100 kWp erleben aktuell einen echten Wachstumsschub. Besonders Gewerbebetriebe, mittlere Unternehmen und Kommunen entdecken den Verbrauch vor Ort als wirtschaftlichen Vorteil – unterstützt durch neue steuerliche Vereinfachungen und hohe Strompreise.

Deutlich verhaltener zeigt sich der Markt für sehr große Dachanlagen über 100 kWp. Obwohl die technischen Voraussetzungen gegeben sind – große, gut zugängliche Dächer, ausgereifte Technik, stabile Erträge – bleibt der Zubau in diesem Segment überraschend schwach.

Ein Beispiel: In Frankfurt am Main zeigt sich genau dieses Bild. Während kleine Anlagen stagnieren und mittlere dynamisch wachsen, verharren große Aufdachanlagen auf niedrigem Niveau. Dabei gibt es gerade hier die größte Chance, Wirkung zu entfalten – ökonomisch wie ökologisch.

Denn wer heute über große Dachflächen verfügt, hält einen echten Schlüssel zur Energiewende in der Hand. Der Verbrauch vor Ort macht solche Anlagen besonders lukrativ – oft deutlich wirtschaftlicher als klassische Freiflächenprojekte. Was fehlt, ist oft nur der erste Schritt: der Entschluss, ein ungenutztes Dach zum Kraftwerk zu machen. Die dazu nötigen Konzepte, z.B. Stromliefermodell, Pachtmodell, Eigeninvestition, hat der Verein in den Schubladen.

Ob Kommune, Gewerbepark oder Logistikzentrum – wer sich jetzt entscheidet, profitiert langfristig: von stabilen Erträgen, lokaler Versorgungssicherheit und einer klaren Haltung in Sachen Klimaschutz - ganz abgesehen von den gesetzlichen Vorgaben (ESG, CSRD etc.).

Mittelgroße Dächer sind momentan sehr beliebt, die ganz großen weniger. Foto: 800-kWp-Anlage des Vereins in Mittelhessen.

Der Boom bei Kleinanlagen der letzten beiden Jahre ist großteils Balkon-PV-Anlagen zuzuschreiben. Maximal um 10 Anlagen über 100 kWp werden in Frankfurt jährlich installiert. Die mittelgroßen Anlagen haben jahrelang stagniert, sich aber dann innerhalb von zwei Jahren fast verviefacht. Quellen: Daten: Marktstammdatenregister, Grafik und Auswertung: IE-Si

Schaut man sich die zugebaute Leistung an, wird es noch offensichtlicher: die mittelgroßen Dachanlagen haben 2024 fast 10,5 Megawatt zugebaut. 2022 waren es noch 2,4 MW. Bei den Großanlagen auf Dächern besteht Nachholbedarf. Quellen: Daten: Marktstammdatenregister, Grafik und Auswertung: IE-Si