Nicht gerade optimale Bedingungen, um eine der innovativsten Solaranlagen Deutschlands zu besichtigen: Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt, Regen, Verkehrslärm, Corona-Masken und beschlagene Brillen. Trotzdem waren viele Eigentümerinnen und Eigentümer der Anlage gekommen. Die designierte Bürgermeisterin, Nadine Bernshausen (Grüne) war ebenso dabei, wie Dr. Werner Neumann, bundespolitischer Sprecher für Energie des BUND. Auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg, Holger Armbrüster, hat es sich nicht nehmen lassen, den Bau der Photovoltaikanlage zu begutachten, bei der die Stadtwerke Projektpartner sind.
Nach kurzer Begrüßung durch Christian Quast vom Verein berichtete Solararchitekt Hagen Plaehn vom Baufortgang. Er erläuterte den Wandaufbau und die eingesetzte Technik. „Eigentlich handelt es sich um eine herkömmliche Glasfassade. Wir können jede Glasfassade auch als Photovoltaikfassade errichten. Es bedarf ein wenig mehr Planung und Technik, rechnet sich aber langfristig auch finanziell.“ Plaehn bat für die Verzögerungen um Verständnis. Angefangen von Corona über Schwierigkeiten in der Lieferkette bis hin zu technischen Überraschungen beim Öffnen der Fassade hatte es mehrfach Verzug gegeben.
Anschließend schilderte Professor Bien von seiner Motivation für das Projekt. „Neben dieser Anlage gibt es schon eine klassische Dachanlage auf dem Gebäude. Die Abwärme der Computertomographen wird zur Beheizung des Gebäudes und der Nachbargebäude verwendet. Wir möchten das erste klimaneutrale radiologische Zentrum in Deutschland werden.“
Nadine Bernshausen und Hoger Armbrüster freuten sich über das schicke, neue energetische Aushängeschild für Marburg. Werner Neumann fand es besonders vorbildlich, dass ein Bestandsgebäude so aufgewertet wurde: „Deutschland ist schon gebaut. Gelingt es nicht, den Bestand klimaneutral zu machen, wird das nichts mit den Klimazielen.“
Die Eigentümer*innen freuten sich, dass die Photovoltaikanlage zwei Tage zuvor ihre Stromproduktion aufgenommen hatte, und zeigten Verständnis dafür, dass der Verein wegen der angespannten Coronasituation auf eine Führung durch die engen Kellerräume zur Elektrotechnik verzichtete.
In den kommenden Wochen wird die Gebäuderundung fertig gestellt. Im Frühjahr wird dann die offizielle Einweihung stattfinden, hoffentlich unter weniger widrigen Bedingungen. Der Verein bedankt sich bei Investor*innen, Stadtwerken, Architekt Plaehn und Professor Bien für das tolle Gemeinschaftsprojekt.
