Aufbruch in eine neue Energiewelt

Die Erneuerbaren verdrängen die fossilen Energien weltweit. Nicht weil sie klimafreundlich, sondern weil sie einfach günstiger sind.

44 Staaten haben seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 beschlossen, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen. Doch 37 Länder wollen noch Kohlemeiler in Betrieb nehmen.

Planungen für Kohlemeiler, die eine Gesamtleistung von 1.175 Gigawatt gehabt hätten, wurden aufgegeben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des internationalen Klimathinktanks E3G. Noch vor der Weltklimakonferenz in Glasgow im November dürften sich mindestens 40 weitere Staaten dazu verpflichten, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen.

Der Grund sind allerdings nicht die globalen Klimaaussichten, sondern fehlende Renditeaussichten: „Die Wettbewerbsfähigkeit von Kohle ist im Vergleich zu den erneuerbaren Energien immer schlechter geworden, das Risiko von Stranded Assets ist gestiegen“, sagt Chris Littlecott, Associate Director bei E3G. Unter Stranded Assets (gestrandete Vermögenswerte) verstehen Ökonomen den Wertverfall von Unternehmensteilen.

Doch vor allem in Schwellenländern werden weiter viele neue Kohlekraftwerke projektiert, die meisten in Indien, Vietnam, Indonesien, Türkei und Bangladesch. Die größten Projekte gibt es in China, wo die Hälfte aller Kohlekraftwerke der Welt steht. Außerdem ist China der größte Finanzier für Kohleprojekte in insgesamt 20 Ländern.

Nukleartechnik hilft nicht den Strom sauberer zu machen

Der Atomausstieg sei zwar nicht grundfalsch, sagte mal Armin Laschet, von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung gewünscht und Konsens in Lande. Doch vor ein paar Tagen hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wieder die Atomenergie für Deutschland ins Spiel gebracht. Laschet jetzt: „Wir wissen alle, dass es heute keinen gesellschaftlichen Konsens mehr für die Kernenergie gibt.“ Ist das eine Ansage, die eine Hintertür für die Atomenergie offen lässt?

Um Alternativen zu Kohle und Atom zu schaffen, brachte die rot-grüne Regierung vor gut 20 Jahren ein wirkungsvolles Instrument auf den Weg, weltweit von Experten gefeiert und vielfach kopiert: das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Entwicklung der sauberen Energietechnologien wurde früher und stärker vorangetrieben als anderswo auf dem Planeten.

Inzwischen sind Solaranlagen und Windräder in vielen Regionen der Welt bereits die günstigste Form der Stromerzeugung und die Entwicklung ist noch längst nicht zu Ende. Atomkraftwerke und Kohlemeiler gehen vielfach nicht aus Klimaschutzgründen vom Netz, sondern weil erneuerbare Energien einfach billiger sind.

Zudem hat sich der Strommarkt stark weiterentwickelt. Wir bewegen uns weg von unflexiblen fossilen und atomaren Großkraftwerken hin zu intelligent vernetzten Erneuerbaren-Kraftwerken und Speichersystemen. Wer die Lebenszeit von schwerfälligen Großkraftwerken künstlich verlängert, verstopft die Netze und verschleppt die Energiewende.

In den neuen flexiblen und dezentralen Strukturen können Erneuerbare und Speicher so aufeinander abgestimmt werden, dass sie zu jeder Zeit den Strombedarf decken. Die Zahlen der Bundesnetzagentur belegen es: Noch nie war die Versorgungssicherheit in Deutschland höher. >>mehr

Nun müssen wir den nächsten Schritt gehen und bis zum Ende des Jahrzehnts den Ausstieg aus der Kohle vollenden. Die passenden Technologien haben wir bereits. Wir brauchen dafür deutlich mehr Solar- und Windkraftwerke, um den steigenden Bedarf für E-Mobilität, Digitalisierung und der Umstellung der Industrie und des Wohnens auf Strom zu erreichen. Sauberen Strom – lasst uns wieder Vorreiter in der Welt werden!


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https://www.e3g.org/german-language-hub/
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Allgemeines/Presse/Pressemitteilungen/2021/20210823_SAIDI-Strom.pdf?__blob=publicationFile&v=2