2050 klimaneutral – zu spät

Wer erst 2050 klimaneutral sein will, hat bereits eingeplant, das 1,5-Grad-Ziel zu verfehlen. Aber was bedeutet Klimaneutralität überhaupt?

Klimaneutral bedeutet, dass nur so viel Treibhausgas emittiert wird, wie durch natürliche oder technologische Mittel wieder ausgeglichen wird. Die Rede ist auch von „netto null“ Emissionen.

Ökosysteme wie Bäume und Moore können CO2 binden. Aufforsten ist also eine gute Idee. Eine noch bessere Idee ist aber, CO2 erst gar nicht entstehen zu lassen: erneuerbare Energien. Ihr beschleunigter Ausbau ist der Schlüssel zur Eindämmung der Klimakrise.

Wenn die Menschheit die Treibhausgasemissionen bis Ende 2030 halbiert und dann bis zum Jahr 2050 auf netto null absenkt, dann hat sie eine Chance von gerade mal 50 Prozent, die Klimaüberhitzung bei 1,5 Grad zu stabilisieren, sagt der Weltklimarat IPCC.

Dabei zählt das IPCC allerdings die bis zu 100 Milliarden Tonnen Kohlendioxid nicht mit, die durch die Instabilität von Permafrost-Böden und Feuchtgebieten freigesetzt werden könnten. Die genaue Menge ist von vielen Faktoren abhängig und unsicher. Bislang gibt es noch keine allgemein anerkannte Methodik zur Berechnung von CO2-Budgets.

Diesen Mangel wollen Forscher um Joeri Rogelj von der britischen Universität Imperial College nun beheben. Sie schlagen eine Systematik für die Berechnung von CO2-Budgets vor, die alle Faktoren berücksichtigt und so eine „kreative“ CO2-Buchhaltung verhindert. Es müssten weitere Faktoren berücksichtigt werden, etwa die Emissionen von Treibhausgasen wie Methan oder Lachgas.

Das bedeutet, dass die Emissionen 2030 bei netto null liegen müssen. Deutschland und andere Industriestaaten müssten ihre Nettoemissionen aber schon vor 2030 auf Null senken, um weniger entwickelten Ländern Zeit zu geben, das Ziel etwas später zu erreichen.

„Wenn man 1,5 Grad mit einer Zwei-Drittel-Wahrscheinlichkeit erreichen will und die Feedbackmechanismen des Erdsystems und die größere Verantwortung von Industrieländern berücksichtigt, dann ist das die logische Konsequenz“, sagt Klimaforscher Rogelj.

Wer etwas zur Vermeidung von Treibhausgasen tun möchte, kann sich gerne über die Konzepte des Vereins informieren. Infos, auch zu Veranstaltungen, finden Sie auf unserer Internetseite.