100 Prozent erneuerbare Energien bis 2030 wird nicht an den technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten unseres Landes scheitern. Dazu benötigt es aber politischen Willen zur Umsetzung der Chancen und persönliches Engagement. Zur Umsetzung dieses Ziels muss das Ausbautempo der Erneuerbaren deutlich vervielfacht werden.
Unser Strombedarf wird sich etwa verdreifachen, wenn wir Verkehr, Wärmeversorgung und Industrie auf Elektrizität umstellen. Dafür sparen wir in großem Umfang teure und nur begrenzt verfügbare fossile Rohstoffe ein. Um die rund 1.800 Terawattstunden (TWh) jährlich benötigten Energiebedarf (bisher rund 600 TWh) mit Erneuerbaren zu erzeugen, brauchen wir einen massiven Ausbau an Solar- und Windkraftanlagen. Außerdem braucht es Stromspeicher, die rund 250 TWh über längere Zeit speichern können.
Das Energiepotenzial an Sonne und Wind in Deutschland reicht mehr als genug aus, um diesen Energiebedarf vollständig aus diesen nachhaltigen Quellen zu decken. Auch andere Stromquellen wie Wasser, Erdwärme und Biogas können dabei eine deutliche Rolle spielen.
Wir brauchen jährlich bis 2030 einen Zubau von über 60 Gigawatt (GW) an Photovoltaik (2020: nur 4,9 GW) und rund 50 GW an Windenergie (2020: weniger als 2 GW). Speichersysteme müssen weiter erforscht und mit Markteinführungsprogrammen gefördert werden. Die Techniken, die wir dafür benötigen, sind schon lange erprobt und preiswert: aerodynamisch optimierte Windkraftanlagen und moderne Photovoltaik-Systeme. Speichertechniken müssen teilweise noch in die Massenproduktion gebracht werden.
Nach verhaltenen Schätzungen verfügt Deutschland über weit mehr als 1.000 GW Potenzial für Photovoltaik. Gebäudedächer und -wände, Lärmschutzwände, Autobahnrandflächen, militärische Konversionsflächen, Parkplatz-Überdachungen, die zugleich Schatten spenden. Für dezentrale und urbane PV-Anlagen müssen keine Freiflächen belegt werden.
Die bis 2020 installierte Leistung an PV (54 GW) und Windenergie (63 GW) muss bis 2030 ungefähr verzehnfacht werden, wir brauchen hier ein exponentielles Wachstum. Das wird ein großes Investitionsprogramm mit bedeutenden Arbeitsplatz-Effekten.
Die Investitionskosten für einen solchen Umbau werden riesig sein. Doch verglichen
mit den Kosten, die wir damit vermeiden können, ist es richtig preiswert: Wenn wir die Subventionen für fossile Brennstoffe abschaffen, sparen wir 46 Milliarden Euro pro Jahr. Noch viel höher sind die vermiedenen Folgekosten der Klimakatastrophe. Allein die verheerende Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz 2021 kostete mindestens 30 Milliarden Euro.
Wenn wir das jetzt nicht in die Hand nehmen, werden wir den kommenden Generationen in ein paar Jahren erklären müssen, warum wir die Katastrophe gesehen haben, sie verhindern konnten, es aber nicht getan haben.