Klimaziel 2020 noch erreichbar

Nach einer aktuellen Studie des Fraunhofer Instituts könnte Deutschland sein Klimaziel für 2020 erreichen – wenn der politische Wille dafür da wäre.

Das selbstgesteckte Ziel für 2020 wird der einstige Klimaschutz-Vorreiter Deutschland voraussichtlich deutlich verfehlen. Aber diese Blamage ließe sich noch abwenden, wie aus einer am Donnerstag, 16.8, veröffentlichten Studie des renommierten Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik hervorgeht.

Demnach müssten in den kommenden zweieinhalb Jahren die ältesten und klimaschädlichsten Braunkohle-Kraftwerke abgeschaltet und die Leistung weiterer Anlagen gedrosselt werden. Gleichzeitig müsste der Ausbau der Erneuerbaren voranschreiten. Die Versorgungssicherheit wäre dadurch nicht gefährdet, heißt es in der Studie.

Fraunhofer-Forscher Norman Gerhardt: „Technisch ist das Klimaziel 2020 problemlos erreichbar. Die versorgungssichere Lösung ist ein Dreiklang aus Abschaltung und Drosselung der ältesten Braunkohleblöcke sowie dem im Koalitionsvertrag beschlossenen Ausbau von Solar- und Windanlagen.“ Es fehlen also nicht die technischen Möglichkeiten, sondern allein der politische Wille.

Deutschland will bis zum Jahr 2020 seinen Klimagas-Ausstoß um mindestens 40 Prozent unter das Niveau von 1990 drücken. Die Bundesregierung geht jedoch davon aus, dass dieses Ziel weit verfehlt wird und die Reduktion nur 32 Prozent betragen wird.

Das Fraunhofer-Institut nennt 14 Braunkohle-Blöcke, die bis 2020 abgeschaltet werden sollten. Im Rheinischen Revier, westlich von Köln, geht es um jeweils drei Blöcke der Kraftwerke Niederaußem, Weisweiler und Neurath. Im Lausitzer Revier wären zwei Blöcke des Kraftwerks Boxberg und drei in Jänschwalde betroffen. Alle zusammen haben eine Leistung von rund sechs Gigawatt, was einem Drittel der deutschen Braunkohle-Kapazität entspricht.

Die Abschaltung und Drosselung von Braunkohle-Kraftwerken in Deutschland werde nicht dazu führen, dass im gleichen Umfang mehr Treibhausgase im europäischen Ausland entstehen, heißt es in der Studie. Vielmehr würden nationale Maßnahmen unterm Strich auch einen positiven Effekt auf die gesamteuropäischen Treibhausgasemissionen haben.

Das nächste Klimaziel, das Deutschland nach 2020 erreichen will, bezieht sich auf 2030. Bis dahin soll der Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 55 Prozent sinken. Auch wenn das 2020er-Ziel verfehlt wird, soll das für 2030 „auf jeden Fall“ eingehalten werden, heißt es im Koalitionsvertrag der Regierung. Doch würde man das 2020er-Ziel schaffen, hätte man dafür eine wesentlich bessere Ausgangsposition.

Zur Zeit sieht es so aus als ob Deutschland seine Klimaschutzziele deutlich verfehlt. ©Agentur für Erneuerbare Energien

Nur wenn alle gemeinsam anpacken, können die Klimaziele noch erreicht werden.