Energiewirtschaft finanziert CO2-Studien des Bundes

Laut Recherchen des WDR erhielt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe über Jahre hinweg bis zu 2,1 Millionen Euro von großen Energiekonzernen. Zweck: Die Finanzierung von Studien, die den Einfluss von Kohlendioxid auf das Klima herunterspielen.

Unter der Federführung von Jürgen Döschner (WDR), der 2014 zusammen mit der Sonneninitiative den Solarpreis gewonnen hat, wurde aufgedeckt, dass mit den Mitteln, die vornehmlich von Total, Shell, EnBW, Vattefall RWE und E.ON stammten, insgesamt 16 Studien massiv unterstützt wurden. Die Hälfte dieser Studien beschäftigte sich direkt mit den Auswirkungen von CO2 auf den Klimawandel.1

Es wundert nicht, dass Studienergebnisse der Anstalt dementsprechend ausfallen. So hat uns der geologische Dienst auch schon vor Jahren versichert, dass das Atommüll-Endlager in Gorleben absolut sicher sei.

Man sollte meinen, dass dies eine Art „Ausrutscher“ ist, allerdings sind von der Industrie finanzierte Studien bei der Bundesanstalt fast schon Tradition. Ein im Jahr 1982 von der Rohstoff-, Energie- und Chemie-Industrie gegründete Fonds, förderte über Jahre hinweg „verdiente“ Mitarbeiter der Bundesanstalt und wandelte sich letzten Endes im Jahr 1987 in die Hans-Joachim-Martini-Stiftung, die bis heute aus dem Verborgenen massiven Einfluss auf die eigentlich zur Neutralität verpflichtete Bundesanstalt nimmt. 2

So zahlte [beispielsweise] die (…) Stiftung 1995 insgesamt 50.000 D-Mark für eine umstrittene Studie, die belegen sollte, dass CO2 nicht die Hauptursache für den drohenden Klimawandel ist.“3

Man kann also zusammenfassend sagen, dass diese Bundesanstalt deren „(...) Beratung (...) insbesondere der langfristigen Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung des Industriestandortes Deutschland sowie der Geosicherheit und dem nachhaltigen Georessourcenmanagement“ 4 dient, alles andere als neutral ist und weitestgehend wirtschaftlich gesteuert wird.

Die aktuellen politischen Entwicklungen mit den massiven Änderungen des EEG und den daher folgenden negativen Auswirkungen auf die Energiewende, können dementsprechend niemanden mehr wirklich verwundern. Es bleibt zu hoffen, dass die Aufdeckung dieses Skandals die politische Debatte neu entfacht und eine Kehrtwende hin zu den erneuerbaren Energien vollzogen wird.

Weiterführende Links:

Tagesschau vom 09.09.16, 12 Uhr Ausgabe

Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 29.06.2016

 


1) https://presse.wdr.de/plounge/wdr/programm/2016/09/20160909_geologischer_dienst.html;jsessionid=A11E67B20EFC8A5732A392D363077CD1.presse2

2) https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Extrakasse-Bundesanstalt-Gefaelligkeitsgutachten-Gorleben-Fracking,bundesanstalt104.html

3) https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Extrakasse-Bundesanstalt-Gefaelligkeitsgutachten-Gorleben-Fracking,bundesanstalt104.html

4) http://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/UeberUns/Aufgaben/aufgaben_node.html;jsessionid=AAA41C67A1643335169898FF2DE44910.1_cid331

Stets gefördert und subventioniert: Der Tageabbau von Braunkohle. (© Fotolia)

Jürgen Döschner (2.v.r.) erhielt 2014 zusammen mit dem Verein (hier: Christian Quast, 2.v.l.) und anderen den Deutschen Solarpreis von EuroSolar.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover (c) Gerd Fahrenhorst CC BY-SA 3.0.